GLOBALE
Renaissance 2.0: Der Mensch als Möglichkeitswesen
Herausgegeben von Michael Hübl
Wieder eine Großveranstaltung in Sachen Kunst, noch dazu eine mit einem umfassenden, weil, wie im Namen angedeutet, erdballumspannenden Anspruch: Manchen mag Skepsis durchzuckt haben, als er von den Plänen des ZKM erfuhr, in Karlsruhe eine GLOBALE zu veranstalten. Eine neue Steigerungsform: Biennale, Triennale, Globale? Womöglich plus Documenta? Peter Weibel, Vorstand des Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe, kennt das Betriebssystem Kunst zu gut, um hier konkurrieren zu wollen. Zumal erst vor wenigen Jahren der aktuell wohl bedeutendste deutsche Kunsthistoriker Hans Belting zusammen mit Andrea Buddensiek (die jetzt auch in die Konzeption der GLOBALE involviert war) just im ZKM die internationalen Verflechtungen des Kunstgeschehens samt seiner ökonomischen Effekte und gesellschaftlichen Weiterungen offengelegt hat. In der von Belting und Buddensiek erarbeiten Ausstellung The Global Contemporary. Kunstwelten nach 1989 (2011/2012) wurde nicht zuletzt die seit gut zwei Jahrzehnten zu beobachtende Inflation an Kunst-Biennalen thematisiert.
Hier mit einem weiteren ‚Event‘ mitzumischen, läge Peter Weibel wohl schon deshalb nicht, weil er mit der GLOBALE Ziele verfolgt, die mit einem konventionellen Kunstbegriff kaum kompatibel sind. In zwei ausführlichen Geprächen mit unserem Autor Heinz-Norbert Jocks erläutert der Theoretiker, Künstler, Kurator und Hochschullehrer, was er etwa unter Begriffen wie „Infosphäre“ oder „Exo-Evolution“ versteht, in denen die Leitgedanken der beiden zentralen Ausstellungen innerhalb der GLOBALE brennpunktartig zusammentreffen. Weibel konstatiert für die Gegenwart, dass sie sich in einer Renaissance 2.0 befinde, in der es nicht nur darum geht, „die gegenseitigen Befruchtungen der Wissenschaften wie Mathematik, Physik, etc. zu verstärken“ (Weibel),…