SUSANN WALDER
Glam Girl
VON CLAUDIA SPINELLI
Im Atelier von Susann Walder, das zugleich auch ihr Wohn- und Schlafzimmer ist, herrscht geordnetes Chaos. Auf wunderschönen Teppichen (echte, authentische Nomadenteppiche aus dem Laden des Vaters) liegen zahlreiche Fundstücke, Nippes und Zeitungsausschnitte, Gekauftes und Selbstgebasteltes aus. Man wähnt sich in einer künstlichen Landschaft, in einem Dschugel, der aus unzähligen Begebenheiten und kleinen Geschichten gebaut ist. Hier eine Zeichnung von einem Nachbarsbuben, dort Stofftiere aus dem Dachboden der Grossmutter, vorne ein weiss-rosa Wäschekorb mit Sonnenschirm und Plastik-Handschellen, weiter hinten ein mit Muscheln beklebter Ast (das Werk einer Freundin), an den Wänden ein Arrangement aus Tierfellen, Fotos von Bekannten und Freunden, Pin-ups mit blutjungen, barbusigen Asiatinnen und ein Plakat, das die Künstlerin überlebensgross in kecker Pose zeigt: der Raum wirkt wie ein privater Kosmos, in dem die Schöpferin selbstbewusst agiert.
Rituale des Glücks
Susann Walder bedient sich aus einem Fundus, in dem all die Nichtigkeiten und Triftigkeiten enthalten sind, die unsere Konsum- und Massengesellschaft abwirft. Sie hantiert mit Nützlichem und Überschüssigem, Kostbarem und Schund, eignet sich Klischiertes und Tiefgreifendes an. Den letzten Schrei von morgen stellt sie vollkommen unbekümmert neben Nostalgisches oder Altgedientes. Sie arrangiert liebevoll, manchmal sorgfältig, manchmal nachlässig. Die Zahl der Teile für die Installation im Museum für Gegenwartskunst (1997/98) ist in den letzten zwei Monaten Stück um Stück gewachsen. Im Ausstellungsraum hat der bunte Kosmos eine neue, dem Ort angepasste Form erhalten, er bleibt aber ein Stück Lebensraum, der unmissverständlich auf seine Autorin verweist.
Thematisch orientiert sich die akkumulative Auslage, ein lustvoll-fatalistischer Fin-de-Siécle-Mix, der von Schreckensmeldungen…