Renate Puvogel
Giuseppe Penone – Retrospective
Caixa Forum – Fundación „La Caixa“
1.10.2004 – 16.1.2005
Mit einem scharfen Gegenstand Namen oder andere Zeichen der Erinnerung in die Rinde lebender Bäume zu ritzen, wird gemeinhin als Sach- und Umweltschädigung geahndet. Dessen ungeachtet fügt Giuseppe Penone den Bäumen vorsätzlich und ungestraft noch gravierendere Verletzungen bei: Er umwickelt einen Baumstamm spiralförmig mit einem mit Blei befestigten Zinkdraht, er erklettert einen Stamm und zeichnet die Umrisse seiner umarmenden Pose mit fest verankertem Draht nach, er pfropft dem Stamm den Ast eines fremden Baumes falsch herum auf, er treibt mit der Axt beschriftete Eisenkeile in ihn hinein und hinterlässt seine aus Stahl nachgeformte Hand in der Rinde mit dem Ergebnis, dass um den Fremdkörper mit den Jahren eine aufgebrochene Wunde klafft. Diese teilweise recht martialischen Eingriffe entstammen keineswegs einem dekonstruktiven, gar zerstörungswilligen Ansinnen, sie sind vielmehr Ausdruck eines Verlangens, zu einem unmittelbaren Austausch mit der Natur zu gelangen, sich selbst der Natur so einzuschreiben, dass diese reagiert, ja, sie selbst schaffen zu lassen. Und sie scheint ihm augenscheinlich besonders auf bloßes Hauchen oder sanftes Berühren zu antworten. Als Spross eines Bauerngeschlechts 1947 in Garessio, Piemont, geboren, wuchs Penone inmitten des wasserreichen norditalienischen Waldgebietes auf. So hat ihn der Umgang mit der Natur bereits geprägt, ehe er mit Zeugnissen antiker und italienischer Kultur in Kontakt kam. Daher ist Penones künstlerisches Schaffen seit Ende der 60er Jahre gänzlich der Auseinandersetzung mit natürlichen Materialien und Elementen und der Zwiesprache mit der Natur gewidmet.
Die umfangreiche Ausstellung spannt einen Bogen von…