Claudia Posca
Giulio Paolini
»Esposizione Universale«
Eine Ausstellung ist ein autonomer, virtueller Bereich….absolut
Kunstmuseum Winterthur, 23.4. – 24.6.2005, Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster, 30.9.2005 – 1.1.2006
Mutig ist jener Künstler, dem sein Schaffen eine “Esposizionale Universale”, eine Weltausstellung wert ist. Für den 1940 in Genua geborenen, heute in Turin lebenden Giulio Paolini kein Hemmnis. Seine jüngst im Kunstmuseum Winterthur und jetzt im Westfälischen Landesmuseum Münster gezeigte gleichnamige Ausstellung irritiert unter diesem Motto die Gemüter. Groß ist die Gefahr den Titel misszuverstehen. Etwa in jenem Sinn, dass der in den 1960er und 1970er Jahren zur Vorzeigeriege italienischer Arte povera- und Konzeptkünstler zählende Autor des Übermuts, gar der Überheblichkeit verdächtigt wird. Zu überholt erscheint ein historischer Ausstellungstypus, mit dem man im 19. Jahrhundert noch anstrebte, das Leben so komplex als möglich an einem Ort unter Dach und Fach zu versammeln. Ist so etwas reaktivierbar? Aussichtslos funkelt das Versprechen angesichts einer überbordenden Wirklichkeit.
Andererseits aber wirkt der klingende Titel als geschickter Schachzug. So kann er im Sinne eines strukturellen Zitates verstanden, auf die Art und Weise der Präsentationsform, auf das museale “Wie” hindeuten. Dazu muss man wissen, dass Paolini erste Anregungen zum Thema der “Esposizione Universale” schon 1992 sammelte, als er auf Einladung der Pariser Kunstmesse FIAC, an der Italien als Gastland teilnahm, eine Installation vor dem Pariser Grand Palais präsentierte. Dieses Werk wiederum legte den Grundstein folgender Arbeiten zum Thema, wobei die für die Pariser “Exposition universelle” des Jahres 1889 konzipierte Tour Eiffel als Prototyp einer die Weltausstellung repräsentierenden Struktur Pate stand. Was Dieter…