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Titel: 48. Biennale Von Venedig · von Doris von Drathen · S. 266 - 270
Titel: 48. Biennale Von Venedig , 1999

D’APERTUTTO
Giudecca, Antichi Granai Alle Zitelle

ANTHONY CARO
»THE LAST JUDGEMENT«

Im Rahmen dieser Biennale, die sich in ihrer design-ähnlichen Unbefangenheit und Glätte gänzlich aus der Verantwortung gestohlen hat, auch nur einmal Position zu beziehen zu den Abgründen unseres Jahrhunderts, ist Anthony Caro der einzige, der die Bildsprache des Dramas anschlägt. In zwanzig etwas über zwei Meter hohen und zwischen einem und zwei Meter breiten Kammern, die er aufreiht wie die Stationen eines Passionsweges, breitet er Szenen eines Welttheaters aus. The Last Judgement, 1995-1999, nennt er diesen großen Skulpturen-Raum, in den man durch ein Glockentor hineingeht und der abgeschlossen wird von den Trompeten des jüngsten Tages. Es ist eine expressive, reduziert figurative Bildsprache; Caro arbeitet mit schweren Materialien wie Gußeisen, Stahl, Messing, Ton, Eichen-, Jarrah- und Ekkiholz. Als würde das Thema seine eigenen deutlichen Bilder fordern und keinen Rückzug in die Abstraktion erlauben, formuliert Caro seine Themen in unmittelbarer Verständlichkeit – der Kopf des Johannes auf dem Silberteller der Salomé, die zermarterten Leiber der Gehängten in der Kammer ,Without Mercy’, die quaderartigen Fäuste des ,Tribunal’, die Eisenkette, der menschenhohe Trichter und die aufgestapelten Köpfe aus ,Poison Chamber’, die Sicheln der ,Furies’, die an Panzer erinnernden Eisenmassen und durchbohrten Körper in ,Civil War’, die Köpfe mit den Feueraugen in der Kammer des griechischen Fährmanns in die Totenwelt, Charon…

Caro geht quer durch die Themen der Mythologie, der Bibel und der jüngsten Geschichte, um sein immenses Lamento erstehen zu lassen – eine monumentale Totenklage und Anklage zugleich. Dadurch aber, daß er Bühnen zimmert, daß er…



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von Doris von Drathen

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