Gintarė Sokelytė
Ein Gespräch von Herbert Kopp-Oberstebrink
„Meine künstlerische Forschung geht vom Körper aus“
Gintarė Sokelytė (*1986 in Litauen) erkundet Grenzen und Übergänge, denen wir uns selbst aussetzen, wenn wir uns auf den Weg machen, und denen wir ausgesetzt sind, wenn sich unsere Ordnungen und ihre Strukturen auflösen. Im Zentrum stehen etwa der Übergang vom Leben in der Höhle hinaus ins Freie, der Übergang von Freiheit zur Gebundenheit durch Gesetze, der Übergang zu einem durch mecha nische Zeit getakteten (Arbeits-) Leben und der Übergang von Selbstbestimmtheit und Lust hin zu Fremdbestimmung und Qual. Ausgangspunkt ist der Körper des Menschen, den die Künstlerin in hohem Maße als sozialen, in historische Prozesse eingespannten Körper begreift. Sokelytė realisiert ihre Arbeiten im Zusammenspiel einer Vielzahl künstlerischer Genres und Techniken: Sie malt, zeichnet, fertigt Skulpturen und Installationen aller Art an; die gelernte Cutterin stellt Filme her und übernimmt alle Schritte ihrer Produktion. Die entstehenden Installationen könnte man als komplexe Makro-Metaphern bezeichnen, die ein Licht auf die Brüchigkeit der conditio humana werfen.
HKO In Ihrer großangelegten Video- und Rauminstallation mit dem Titel Selfnoid (2021) ist ein Film zu sehen, in dem eine Frau mit einem humanoiden Roboter konfrontiert wird. Was war der Ausgangspunkt für diese Gegenüberstellung, die humane oder die technoide Seite?
GS Meine künstlerische Forschung geht definitiv vom Körper aus und erstreckt sich dann auf die verschiedenen Ebenen seiner Umgebung. Die 3-Kanal-Videoinstallation in Selfnoid (2021) wird von aus der Wand hängenden Skulpturen umgeben. Im Video sehen wir die Gegenüberstellung eines Menschen, einer Frau, mit einem weiblichen humanoiden…