Miriam Bers
Gina Pane: Körper als Sprache
Chiostri di San Domenico, 30.11.1998 – 17.2.1999
Eine der bedeutenden Künstlerinnen im Bereich der Body Art ist Gina Pane, nunmehr seit 8 Jahren verstorben. Ihr widmet die Stadt Reggio Emilia (I) derzeit eine umfangreiche Retrospektive. Die von Valerio Dehò in den Chiostri di San Domenico kuratierte und mit Unterstützung der Lebensgefährtin und Erbin Panes realisierte Ausstellung umschließt die Bereiche Aktionen – Fotografie, Zeichnungen, Objekte und Installationen aus den Jahren 1968-1990. Bereits die frühen, im Zentralraum des ehemals dominikanischen Konvents präsentierten Arbeiten bezeugen Panes Affinität zu einer ,alten Welt’, in der Mensch und Natur eine Einheit bildeten. An die Land Art angelehnte und gesellschaftskritisch gedachte Aktionen, die heute nicht nur fotografisch dokumentiert, sondern als von der Künstlerin komponierte, eigenständige Fotoarbeiten zu betrachten sind, belegen ihr zuweilen kindliches, an pagane Kulturen erinnerndes Verhältnis zur Umwelt. Die Vorstellung, einen ,Sonnenstrahl in die Erde einzuschlagen’ (“Enfoncement d’un rayon de soleil“, 1969) setzte die Künstlerin auf gleichsam faßbare Weise um: So vergrub sie bei schönem Wetter sinnbildlich einen Sonnenstrahl in die Erde. In “Mon Corps. Pierres de corps” (1970) fand Pane zu geistiger Harmonie mit der Natur: Der Betrachter entdeckt erst nach längerem Hinschauen ihren Körper, der en miniature inmitten einer schroffen, desolaten Steinlandschaft liegt.
Religiöse Anklänge finden sich in den Körperaktionen der 70er Jahre wieder, die häufig mit Selbstverletzungen der Künstlerin einhergehen.
Während die Schnitte Günter Brus’ als Fortführung seiner Selbstbemalungsaktionen zu verstehen sind, dominiert hier die Betonung ihrer eigenen Weiblichkeit, dabei vor allem die historisch begründete Unterdrückung ihres eigenen Geschlechts….