Jürgen Raap
Gina Lee Felber
Galerie Erhard Klein, 23.2. – 30.3.1990
Gina Lee Felber definiert die Präsentationsform ihrer plastischen wie fotografischen Arbeiten als “Installation”. Denn die Exponate – teils Objekt-Assemblagen, teils Skulptur – sind nicht etwa als Einzelstücke zu betrachten, ebensowenig, wie die fotografischen Beiträge keineswegs nur Variationen zu den plastisch-räumlichen Inszenierungen darstellen: Als Sujets zeigen die Fotos zwar gleiche oder ähnliche Gegenstände und Materialien wie die Objekte, aber nicht als Abbild der plastischen Tätigkeit, nach der Fotoaufnahme wird das Arrangement im Studio wieder zerstört.
“Installation” meint hier einerseits eine Zusammenfassung und konzeptuelle Verdichtung einer bestimmten Arbeitsphase im Sinne von Demonstration innerhalb der Ausstellungsinszenierung. Andererseits findet unter den konkreten architektonischen Vorgaben der Galerie eine Auslotung von Raum- und Lichtsituationen auf verschiedenen Wahrnehmungs- bzw. Wirklichkeitsebenen statt. Da befindet sich z.B. zwischen der Assemblage aus Holzstückchen und Kordeln, die vor der Wand aufgehängt ist, und der Mauer ein ebenfalls frei hängender Glasrahmen mit transparentem Papier, auf dessen Fläche Widerspiegelungen und Schatten von Kabeln und Drähten eine spezifische Bildhaftigkeit und damit auch eine “Aura” hervorbringen. Oder da versperrt eine große Bahn aus lichtdurchlässigem Drachenfliegerpapier vor der Fensterfront teilweise den Blick nach draußen, dämpft das Tageslicht in ähnlicher Weise wie Milchglas, um die davor angeordneten korbähnlichen Gebilde, aus schwarzem oder metallfarbenem Draht zusammengeflochten, um so schärfer hervortreten zu lassen. Schärfe und Unschärfe, Nähe und Ferne, Detailfreude und eine Dramaturgie hinsichtlich der Gesamtkomposition markieren die Spannungsmomente. Wenn solche Arrangements im Fotostudio ausgeleuchtet und dann in Nahaufnahmen festgehalten werden, erfahren diese Drähte und Geflechte eine bildhafte Verfremdung und Verzerrung…
