Gilles Deleuze
Francis Bacon – Logik der Sensation
Nicht wenige waren erstaunt, daß Gilles Deleuze, als Autor von “Differenz und Wiederholung” und “Mille Plateaux” (zusammen mit Félix Guattari), seine Theorie über die Malerei ausgerechnet anhand der Werke von Francis Bacon darlegte, der sich selbst als rechtsstehend einschätzte. Da erscheint es als geradezu folgerichtig, wenn Deleuze jetzt als Zeuge für die derzeitige konservative Wende der Hochkultur herhalten muß und Hannes Böhringer in der FAZ schreiben kann, daß die deutschsprachige Ausgabe dieses Buches (franz. Erstausgabe 1984) im richtigen Moment, d.h. im Abflauen des Neokonzeptualismus und in der Hochphase der Body Art herauskommt. Dabei ist das von Deleuze am Beispiel Bacon umrissene Konzept der Malerei weder als konservativ noch als anti-intellektuell zu betrachten, im Gegenteil, die Malerei, wie der Film für den Autor einer der wesentlichen Ausdrucksmittel, basiert auf einer bestimmten, präzisen Logik. Die Malerei, so erklärt er in seiner Abhandlung, ist grundsätzlich an eine Wahl zwischen Möglichkeiten oder genauer an eine Verknüpfung zweier Welten gebunden: des Bestimmten und des Unbestimmten, des Chaos und der Ordnung, der Figur und seines Schauplatzes. Zwischen diesen beiden Sphären vermittelt der Künstler im Malen. Dabei ergeben sich drei gleichzeitige Elemente der Malerei, die sich, wie Deleuze meint, dynamisch aufeinander beziehen und als solche immer präsent sind: Das Gerüst bzw. die materielle Struktur, die positionierte Figur und die Kontur als Grenze zwischen beiden.
Die wesentliche Aufgabe der Malerei, aber auch anderer Künste wie der Musik, liegt für Gilles Deleuze in ihrer Fähigkeit, Kräfte sichtbar zu machen, die ansonsten unsichtbar sind -…