THOMAS WULFFEN
Gilles Barbier
Galeries contemporaines des Musées de Marseille, bis 30.9.2001
Er ist der Literat unter den Künstlern einer neuen französischen Generation. Neu allerdings nur für jene, denen allenfalls die üblichen Verdächtigen als Beispiel der zeitgenössischen französischen Kunst dienen. Denn neben Philip Parreno, Fabrice Hybert oder Pierre Huyghe gibt es unzählig andere interessante Vertreter, die kaum außerhalb Frankreichs wahrgenommen werden. Man muss sich also ins Land der Tricolore begeben, um dort eine Figur wie Gilles Barbier zu finden, der mit neuen und alten Arbeiten eine Einzelausstellung in den galeries contemporaines des Museum Marseille bestückte. Die Ausstellung ist insofern ein Sonderfall, weil Gilles Barbier hier in seiner Heimatstadt präsentiert wurde. Die hellen, großen Räume der Galerie boten sich dem Werk in besonderer Weise an, weil in ihnen die Installationen gut zur Geltung kamen. Dabei sprechen diese Objekte, einerseits direkt über ein eingebautes Tonband oder mittels Zetteln oder Sprechblasen. Eine Demonstration von Superheros, in Plastik klein nachgeformt, ruft da zum Boykott der Ausstellung auf. Dennoch findet der Boykott in der Ausstellung statt. Mit derartigen Paradoxa muss man beim Werk von Gilles Barbier umzugehen wissen.
Das ,Picknick am Rand des Weges’ ist da der passende Titel einer Ausstellung, die sich in bestimmter Weise der ,Realitäts-Korrektur’ widmet, nach dem Titel einer anderen Arbeit von Gilles Barbier. Diese Korrektur hat als Übervater Marcel Duchamp, wie Gilles Barbier in einem Interview gestand. Wo Duchamp seine ready-mades nur mit kurzen, kryptischen Worten begleitete, wird Gilles Barbier zum Literat. Dabei sind die Medien, die den Hintergrund dieser Schrift bilden, durchaus…