Hajo Schiff
Gianfranco Baruchello
»Certain Ideas «
Deichtorhallen – Sammlung Falckenberg, Hamburg, 14.6. – 28.9.2014
Mindestens eins haben Harald Falckenberg und Gianfranco Baruchello gemeinsam – beide waren einst Manager in der Industrie, bevor sie sich für die Kunst entschieden. Vielleicht verbindet sie deshalb auch die Liebe zu widerständigen Positionen. Die Hamburger Retrospektive Baruchellos privat-enzyklopädischer Bildtafeln, Objekte, Assemblagen und Schaukästen ist für den 1924 in Livorno geborenen Künstler die erste in Deutschland. Er war international in über 100 Einzel- und 300 Gruppenausstellungen präsent, fünfmal auf der Biennale di Venezia und zweimal auf der documenta, 1977 und 2012 gar im zentralen „Brain“. Dennoch ist der von Marcel Duchamp oder Robert Matta geschätzte und mit Erró, Fahlström, Köpcke und Lebel befreundete Baruchello mit seinen Denkanleitungen, die oft in unauflösbare Paradoxien führen, nie ein Kunst-Star geworden.
Baruchello beginnt 1959 mit Materialcollagen und weiß übermalten Büchern. Schon drei Jahre nach seiner Option für die Kunst, war der Autodidakt in Pierre Restanys Ausstellung der „Nouveau Realistes“ 1962 in New York vertreten. Doch als Ileana Sonnabend ihm bei dieser Geburtsstunde der Pop Art rät, allein mit Zeitungscollagen Karriere zu machen, hört er sofort damit auf. Bloßes Business kannte er doch schon – von seinem Job als Geschäftsführer und von seinem Vater, dem Wirtschaftsprofessor und Manager des „Faschistischen Generalverbandes der italienischen Industrie“.
Seit 1959 hat Baruchello ein eigenes Zeichen-Alphabet entwickelt, Form-Typologien irgendwo zwischen Picabia und Penck. Sie tauchen bis heute in seinem weniger von Bildern, als von Texten von D’Annunzio zu Duchamp, von Rousell zu Lacan beeinflussten Werk immer wieder auf. Baruchello…