Gewißheit ist etwas ganz und gar Absurdes
Karlheinz Lüdeking sprach mit Nelson Goodman
Seit kurzem findet man in deutschen Buchläden nach längerer Zeit wieder Nelson Goodmans mittlerweile berühmte Studie über die “Sprachen der Kunst”. Das Original erschien unter dem Titel “Languages of Art” vor etwas mehr als einem Vierteljahrhundert. Wenig später wurde eine (von Jürgen Schlaeger erstellte) deutsche Fassung veröffentlicht, die schon seit langem nicht mehr lieferbar ist. Da jedoch vielfach beklagt wurde, daß diese Übersetzung den Sinn des Textes an manchen Stellen verfälscht, entschloß sich der Verlag, bei Bernd Philippi eine neue Übersetzung in Auftrag zu geben. (Derartiges kommt in der Belletristik gelegentlich vor, in der Philosophie und den Wissenschaften hingegen ist es etwas höchst Ungewöhnliches.)
Das Erscheinen der neuen Übersetzung bietet einen willkommenen Anlaß, an dieser Stelle einmal Goodmans kunsttheoretische Arbeit zu würdigen und ein Interview mit ihm zu veröffentlichen.
Nelson Goodman wurde am 7. August 1906 in der Nähe von Boston in Massachusetts geboren. Er studierte an der Harvard Universität (vor allem bei C.I. Lewis) und beschäftigte sich zunächst vornehmlich mit Wissenschafts- und Erkenntnistheorie. Er promovierte im Jahre 1941. Anschließend diente er für etwa drei Jahre in der Armee, wo er unter anderem mit der Durchführung von psychologischen Tests beauftragt wurde. Nach dem Krieg lehrte er an verschiedenen Colleges und renommierten Universitäten. 1967 wurde er einer der Mitbegründer des in der Kunsterziehung der Vereinigten Staaten äußerst einflußreichen “Project Zero”, einer Arbeitsgruppe von Psychologen und Philosophen, die (im Sinne einer “kognitivistischen” Theorie mentaler Prozesse) erforschten, auf welche Weise sich theoretische und praktische…