Claudia Posca
Geteilte Bilder
»Das Diptychon in der neuen Kunst«
Museum Folkwang, Essen, 15.3. – 3.5.1992
Als Ironie des Schicksals erscheint es, wenn angesichts der Essener Ausstellung zum Thema “Geteilte Bilder – Das Diptychon in der neuen Kunst” Zwiespalt die Diskussion bestimmt. Zwischen Sympathie und Zweifel teilt sich das Urteil in positive und negative Kritik. Was in Idee und Konzept brillant erscheint und auf ein spannendes Phänomen der Kunstgeschichte reflektiert, hat in der realisierten Präsentation nicht die Kraft echter Argumente. Wohl aber besitzt es jenen Initialcharakter, von dem man in einiger Zeit durchweg positiv sprechen wird. Und vielleicht ist zulässig, dasjenige hervorzuheben, was die Exponate von 35 Künstlern an Fragen bewirken, seien sie durch den evidenten Zusammenhang zur Tradition des Diptychons oder auch durch das Gegenteil einer nurmehr formal gegebenen Zugehörigkeit zur diptychonalen Bildform hervorgerufen. Mangelnde Stringenz in der Argumentation des Gezeigten sowie die allzu dichte Hängung und der Anschein einer vor allem auf Pluralität abzielenden Auswahl der Bilder sind dadurch nicht entschuldigt. Legitim ist trotzdem der Hinweis, daß es das Thema selbst lohnt, jenes positiv aufzunehmen, was durch die Ausstellung Wichtiges zu denken veranlaßt wird.
Angeregt durch die Beobachtung, daß es in der aktuellen Kunstlandschaft eine Fülle zweiteiliger Bildformate gibt, und sensibilisiert durch die immer wiederkehrende Rede vom Diptychoncharakter, faßte Gerhard Finckh vom Essener Folkwang Museum ein Projekt ins Auge, dessen Komplexität es allererst noch zu erarbeiten gilt: “So kann diese Ausstellung mit ihrer konzisen Auswahl von nur 35 Künstlern auch längst nicht alle Aspekte des Themas beleuchten, sie versteht sich mehr…