Russland
Olga Chernysheva, Sergei Shutov, Leonid Sokov
Kommissar: Leonid Bazhanov
Kurator: Ekaterina Dyogot
Seit den späten 80ern schockiert Sergei Shutov, der 1951 in Potsdam geboren wurde, dann aber in Moskau aufwuchs und dort lebt, seine russischen Kollegen mit seinem Interesse für aliens, denen er Videos, Installation und Zeichnungen widmet. Auf der Biennale war er mit seiner von Emphase und Pathos geprägten Arbeit eine Ausnahme. Eine Ausnahme auch deshalb, weil er sich mithilfe eines Übersetzers verständigt. Manchen mag seine Installation an Shirin Neshat erinnert haben, aber Shutov stellt eine andere Frage – wenn er Gebetsriten ins Bild setzt, dann will er tatsächlich das Thema der Biennale auf den für ihn wesentlichen Kern bringen, nämlich auf die Frage, ob es nicht etwas allgemein Menschliches sei, sich auf der Suche nach einem Absoluten zu befinden.
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Doris von Drathen: In Ihrer Arbeit mag man sich plötzlich in einer großen klösterlichen Gemeinschaft fühlen, so wie es sie heute kaum noch gibt. Das Seltsame ist, wenn man Ihren frommen Gestalten lang zugeschaut hat, und sich dann der großen Flügeltür zuwendet, die auf die Lagune schaut, mit dem Gebetsmurmeln im Rücken, ist man unwillkürlich versucht, in die klagenden Litaneien und den wiegenden Rhythmus einzustimmen. Hätten Sie diesen Eindruck nicht mit einfacheren Mitteln erreichen können, als mit diesen dicht an dicht gereihten Mönchsfiguren?
Serge Shutov: Zunächsteinmal: Sie klagen nicht, und es sind auch keine Mönche. Es sind einfach betende Figuren.
Ich wollte ein Bild schaffen, das so unmittelbar und so direkt wie möglich ist. Ich wollte das Beten selbst, die Sprache, die…