Das Sammlerporträt
13. Folge
Charles Wilp
Kunstforum: … öffentlich bekannt wurden Sie dann ja wohl durch Ihre Werbekampagne für Afri Cola, bei der vielleicht zum ersten Mal die ‘Brutalität’ der Werbung sehr deutlich wurde, und Sexualität, die sonst doch noch ein bißchen kaschiert ist, sehr offen eingesetzt wurde.
Wilp: Ja! Ja, das kam zum ersten Mal doch ungeschminkt und stark aufgeladen; und meine Arbeit war eigentlich, die Oberfläche immer noch stärker aufzuladen mit Pigmenten – im Sinne von Yves Klein – mit immateriellen, sensibilisierten Zonen, auch rein formal.
Kunstforum: Was ist eigentlich das ‘Interessante’ an der Sexualität, wenn sie rezipiert wird? Man unterscheidet – auch in der Kunst – in Obszönität, Pornographie, Sex, Erotik, und das sind im Grunde ja auch alles sehr verschiedene Begriffe; was ist das Operative am Sexuellen, wenn es so eingesetzt wird?
Wilp: Ich glaube, es sind die puren Spermen, die ich ausgedrückt habe durch das fließende Eis; sehr vordergründig. Ich bin nicht über den Umweg Phallussymbol/Colaflasche gegangen. Die von Ihnen schon angesprochene Brutalität lag einfach in der Aussage des Spermas. Das fließende tis bildet Tropfen, die der eine nun als Vogeldreck sieht und der andere als Sperma konsumiert. Und /war über die Augen. Ich habe hier zum ersten Mal das angewandt, was überhaupt vergessen wurde in der Werbung, daß die Augen gefüttert werden müssen! Nicht mit Hilfe von gestalterischen Mätzchen und Typografien; ich habe die Augen gefüttert mit dem Produkt selbst.
Kunstforum: Und was bewirkt dann letztendlich den Protest gegen solche Werbung? Die Brutalität der Präsentation…
Wilp: Nein, ich glaube, daß hier einfach…