Gesellschaftspolitischer Aktivismus in der Kunst
Der Folder begann aus allen Nähten zu platzen’, erklärt Wolfgang Zinggl die Motivation, einen Sammelband über die bisherigen Projekte der aktivistischen KünstlerInnengruppe WochenKlausur zu publizieren. Auf der Coverrückseite ist vermerkt, dass das Buch Auskunft über die Arbeitsweisen und Strategien dieser Interventionskunst gibt, die völlig neue Handlungsmöglichkeiten jenseits marktorientierter Mechanismen eröffnet. Und so ist es auch. Der soeben er schienene Sammelband widmet sich 13 Interventionen im sozialpolitischen Feld, verfasst von AutorInnen, die selbst an den Projekten mitwirkten, wie Pascale Jeannée, Stefania Pitscheider, Katharina Lenz, Erich Steurer und Wolfgang Zinggl.
In ihrer Erschließung neuer Handlungsspielräume setzt die WochenKlausur unterschiedliche Strategien ein. 1993 begann man, unter dem Titel ’11 Wochen in Klausur’ in der Wiener Secession an Lösungen für die medizinische Versorgung von Obdachlosen zu arbeiten. Das Medienecho war enorm. Um auf EntscheidungsträgerInnen der Stadt Wien Druck auszuüben, wurde ein Reporter der Wochenzeitschrift Spiegel mit dem fingierten Vorhaben einen Bericht zu recherchieren, losgeschickt. Prompt reagierte man mit finanziellen Zusagen und daraus entstand eines der bis dato erfolgreichsten Projekte der Gruppe, das heute von der Caritas und der Stadt Wien finanziert wird und monatlich 700 PatientInnen ohne Krankenschein betreut. Auf Einladung der Shedhalle Zürich wurde 1994 von der WochenKlausur eine Pension für drogenkonsumierende Frauen aufgebaut, die im Herbst 2000 aus finanziellen Gründen wieder geschlossen wurde. In Graz erhielten zum Beispiel 1995 sieben MigrantInnen durch das Projekt ‘Ausländerbeschäftigung’ legale Aufenthaltsgenehmigungen.
Die Projektbeschreibungen sind klar strukturiert: Eine Skizzierung der Situation vor Ort und eine Analyse des historischen sowie des sozialpolitischen Hintergrundes geht der jeweiligen…