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Titel: Zwischen Erinnern und Vergessen · von Hans Ulrich Reck · S. 84 - 91
Titel: Zwischen Erinnern und Vergessen , 1994

Geschwindigkeit, Destruktion, Assoziation

Zur Zukunft des Erinnerns in der Medienkultur
Von Hans Ulrich Reck

Die Zukunftsträchtigkeit des Erinnerns zu erörtern, führt ins Zentrum aktueller Kulturentwicklung. Und in zahlreiche Fallen. Es versteht sich von selbst, dass nicht Zukunft vorgezeichnet, sondern nur die Gegenwart befragt werden kann. Zu deren wesentlichen Denkfiguren rechnet die Beschleunigung. Die Ästhetik der Geschwindigkeit als eine Totalsymphonie, als technische Selbsterfahrung des Kollektivs, als überpersönlicher Fluss von Energien, als Determinierung der Handlungen durch Medien und Artefakte (Werften, Flugzeuge, Automobile, Lärm, Massenversammlungsorte etc.) ist seit der ersten futuristischen Provokation von 1909 bis heute die wesentliche Herausforderung für jede Ästhetik von Präsenz und Aktualität geblieben. Da wir Erinnerung alltäglich und spontan immer noch als Aufbewahren von Daten, Sachverhalten, Ereignissen verstehen, als eine nach innen gebrachte, abrufbare Erfahrungswelt, möchte ich, was zunächst wohl willkürlich wirkt, einige begriffliche Klärungen vorschlagen:

Zeit ist immer Gegenwärtigkeit; als Hinsicht dessen, wofür man sich bestimmter Dinge vergegenwärtigt und worüber man anderen Gewähr bietet, versammelt sie Zukunft wie Vergangenheit in sich; die Syntax der Zeiten kann als Modellierung einer bestimmten Sichtweise auf Zeit-Phänomene gelten: Zukunft und Vergangenheit werden zu Aspekten des Gegenwärtigen;

die Idee des Museums ist eine Denk-Figur der symbolischen Vollendung von Geschichte, technisch gesprochen: ein Instrument zur Aufbewahrung zyklischer Zeit;

Bedeutungen (Vorstellungsfiguren, Metaphern, Bilder, Sachverhalte) werden durch Träger und mittels Zeichensystemen in Archiven fixiert; sie kommunikationstheoretisch zu untersuchen, ist deshalb komplex, weil diese Archive als Residualbereiche funktionieren; d.h. kommunziert werden kann nur, was zunächst der Kommunikation entzogen bleibt;

Kommunikation der Erinnerung, ihrer Inhalte und Formen, bedeutet das Herstellen von kontrollierbaren, durch Wiederholung…


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von Hans Ulrich Reck

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