»Geschmacksbildung ist wichtiger als Naturschutz«
Verbindungen von Ästhetik- und Naturdebatte
Ingo Arend sprach mit Wolfgang Sachs vom Wuppertaler Umweltinstitut
Dr. Wolfgang Sachs, geboren 1946 in München. Studium der Theologie und Soziologie in München, Tübingen und Berkeley, USA. 1980-1984 Mitarbeiter der Forschungsgruppe “Energie und Gesellschaft” an der Technischen Universität Berlin. 1984-1987 Schriftleiter der Zeitschrift “Development” bei der Society for International Development, Rom. 1987-1990 Gastprofessor an der Pennsylvania State University. 1990-1993 Kollegiat am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Seit Mai 1993 am Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie, forscht in dessen Arbeitsgruppe “Neue Wohlstandsmodelle”. Buchveröffentlichungen: Schulzwang und soziale Kontrolle. Argumente zur Entschulung des Lernens, Frankfurt 1976. Die Liebe zum Automobil. Ein Rückblick in die Geschichte unserer Wünsche, Reinbek 1984 (TB 1990). Zur Archäologie der Entwicklungsidee, Frankfurt 1992. Als Herausgeber: Wie im Westen so auf Erden. Ein polemisches Handbuch zur Entwicklungspolitik, Reinbek 1993. Planet Patient. Über die Widersprüche globaler Umweltpolitik. Basel 1994.
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I. A.: Wolfgang Sachs, wie kommt man als Kulturwissenschaftler zur Ökologie, zu einem ökologischen Fachinstitut für Klima, Umwelt und Energie?
W. S.: Die Ökologiekrise ist doch gar nicht in erster Linie eine Naturkrise, sondern eine Kulturkrise. Die Natur, genaugenommen, leidet nicht so darunter, daß wir auf ihr herumtrampeln. Die wird sich selbst wieder richten. Die Frage ist, inwieweit sie sich so richtet, daß sie uns weiterhin eine Heimat bietet. Deswegen muß man nicht um der Natur, sondern um des Menschen willen Ökologe sein. Die entscheidende Frage ist, was treibt uns dazu, systematisch mehr von der Natur herauszuholen, als sie ertragen kann. Und das ist eine Frage,…