Thomas Wulffen
Gerwald Rockenschaub
»funky minimal«
Kunstverein Hamburg, 22.4. – 13.6.1999
Tritt der Besucher in den großen Ausstellungssaal des Kunstverein Hamburg, tritt er auf eine Wand zu, die als Blickblocker dient. Diese Wand muß umgangen werden, um in die Ausstellungsbereiche dahinter zu gelangen. Diese Wand als auch die gesamte Ausstellungsarchitektur wurde von Gerwald Rockenschaub selber entwickelt, und er erweist sich damit mal wieder als Inszenator von hohem Können. In der Zusammenfassung von frühen Bildern und jüngsten Raumarbeiten läßt sich die Ausstellung als eine Retrospektive seines gesamten Werkes verstehen. Wo manche Retrospektiven, vor allem von Klassikern, diesen eher vom Sockel stürzen, ist diese Schau ein Beispiel dafür, daß es auch anders geht.
Das liegt vor allem an der intelligenten Gestaltung der Ausstellung. Denn schon die erste Wand ist sowohl Einführung zur Ausstellung als auch deren Engführung. Denn mit den davor gesetzten Holzbänken lädt Rockenschaub einerseits dazu ein, sich vor die Bilder zu setzen. Andererseits aber ist diese Situation ein Zitat aus einer späteren Werkphase, in denen Bänke Aus- und Einblicke ermöglichten (Beispiel: “2 Bänke”, Elisabeth Koury Gallery , New York 1992 oder “3 Lärchenholzbänke”, Galerie Walcheturm, Zürich 1994). Das muß hier so genau dargestellt werden, weil es unabhängig von der aktuellen Bedeutung Gerwald Rockenschaubs auf jene Vermittlung von Historie und Gegenwart verweist, die diese Ausstellung kennzeichnet als auch das Werk selbst. Denn für das galt lange Zeit das Diktum, daß es zwei Werkphasen in ihm gab: mit Neo-Geo und danach. Im Jahre 1992 hatte der Autor dieser Zeilen aber schon in einem Artikel darauf…