Stephan Maier
Gerold Miller
Die Eleganz der Leere
Das Totale an den Objekten Gerold Millers zwischen Ornament und Versprechen
Cézanne hat es als vermutlich Erster an die Wand gemalt, und die musste naturgemäß noch eine aus Leinen sein; für die nachfolgenden Generationen aber war es zu einer unter vielen, locker gegen die Stürme der Zeit gereimten Redens- und Lebensarten geworden: Das Schreckgespenst vom Ende der Kunst, deren Aufhebung in einer Welt der ewigen Wiederkehr des mutmaßlich immer Gleichen, verbunden mit der ebenso unsinnigen, wie hartnäckig verfolgten Rede vom letzten, weil letztmöglichen Bild. Werk- und Existenzzersetzend die Generation der 60er und 70er Jahre, als Künstler wie Bas Jan Ader oder Blinky Palermo nicht nur aus, sondern eigenhändig und kurzerhand und zur Gänze von der Bildfläche verschwanden. Oder sich selbst, vor der Zeit und damit umso nachhaltiger wie Yves Klein in die Leere katapultierten…
Spätestens seit Kasimir Malewitsch, beginnend aber mit den Endzeitphantasien Giottos, haben Künstler unbeirrbar und unentwegt Mechanismen entwickelt, um angesichts überbordender Bildertsunamis ihren eigenen Hals aus der feinsäuberlich und selbstgeknüpften Schlinge selbstverordneter Sinn- und somit Bedeutungslosigkeit zu ziehen. Seit Beginn seiner bildkünstlerischen Arbeiten verfolgt der Berliner Künstler Gerold Miller dabei eine radikale, besonders elegante Strategie, um sich vom Bild zu verabschieden, ohne es als sinnlich-sittliche Tatsache aufzugeben. Seine unterschiedlichen Werkgruppen eint ein einzigartiges Phänomen: Sie umschließen eine Leere, sind im Zentrum oder einer prominent platzierten, optischen Mitte leer, nur zum Schein geleert oder ganz einfach leer geblieben. Vielleicht ist aber auch etwas ganz einfach aus den monochrom lackierten Konstellationen gekippt oder gefallen,…