Hans-Dieter Fronz
German Pop
Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, 6.11.2014 – 8.2.2015
Die Zuordnung ist mindestens gewöhnungsbedürftig. Gerhard Richter – ein Pop Art-Künstler? Mit dieser und mancher anderen Überraschung wartet die Ausstellung „German Pop“ der Schirn Kunsthalle in Frankfurt am Main auf. Als große Überblicksschau will sie eine Bestandsaufnahme der Pop Art in ihrer spezifisch deutschen Ausprägung sein: eine bislang kaum beachtete Facette der Kunstströmung, die, ausgehend von Großbritannien und den USA, in den Sechzigerjahren ihren Siegeszug um den Globus antrat. Unter den 150 Werken und Dokumentationsmaterialien von 34 Künstlern finden sich auch vier frühe Gemälde und ein 16-mm-Film von Gerhard Richter. Mit dem Maler aus Köln gemeindet die Ausstellung gleich auch Künstler wie Sigmar Polke, Wolf Vostell oder Klaus Staeck in die Pop Art ein. Nicht nur der Name Konrad Klapheck verursacht leichtes Bauchgrimmen.
In ihrem einleitenden Katalogbeitrag mit dem in dieser Hinsicht aufschlussreichen Titel „Bemerkungen über eine nicht allzu nahe liegende Beziehung“ schreibt die Kuratorin der Schau, Martina Weinhart: „Warhol porträtierte Jackie Kennedy, Gerhard Richter Frau Dr. Knobloch“. Welche Fallhöhe im Hinblick auf gesellschaftlichen Glanz! Gut, Richter malte 1967 auch die Queen als Glamour Girl mit glitzernder Krone, Diamanthalskette und -ohrgehänge. Und im Frühjahr 1963 wurde eine Gemeinschaftsschau von ihm, Polke, Konrad Lueg und Manfred Kuttner in Düsseldorfer als „erste Ausstellung deutscher Pop Art“ annonciert. Doch auch wenn Konrad Lueg in einem Interview erklärte, von amerikanischer Pop Art, genauer: einem Bild Roy Lichtensteins, das er in einer Zeitschrift gesehen hatte, angeregt worden zu sein: Am Ende dürfte die Berufung der Kapitalistischen…