CLAUDIA HERSTATT
German Open
GEGENWARTSKUNST IN DEUTSCHLAND 1999
KUNSTMUSEUM WOLFSBURG, 13.11.99 – 26. 3. 2000
Eine Bestandsaufnahme der Kunstproduktion in Deutschland in den vergangenen beiden Jahren wagt das Kunstmuseum Wolfsburg. Nach der jungen britischen und der aktuellen amerikanischen Westküstenszene ist “German Open” der dritte Anlauf in der VW-Stadt, die Jetzt-Kunst in einem nationalen Zusammenhang fast schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung ins Museum zu holen.
Die Erwartung war hoch, die Namen der 34 Künstler und – wenn auch nur – fünf Künstlerinnen versprachen viel. Die Momentaufnahme einer vitalen jungen Szene, die in Deutschland ihren Arbeits- und Lebensmittelpunkt hat, ist das Anliegen von “German Open” – auch mit dem Risiko des von Michel Majerus wie ein Menetekel an die Wand aufgebrachten, unübersehbar großen Satzes: “What looks good today, may not look good tommorrow”. Eben drum “Now is the time,” trumpft der Nachsatz auf. Man muss sich eilen, morgen kann alles vorbei sein und die heutigen Mittdreißiger sehen dann vielleicht bereits ganz schön alt aus mit ihren Trash-Inszenierungen, dem Cross-Over, den Anleihen bei Design und Architektur, ihren rotzigen, großspurigen und sentimentalen, ichbezogenen Auftritten und Aktionen.
Die Ausstellungskuratoren Andrea Brodbeck und Veit Görner argumentieren für ihre Ausstellung folgendermaßen: “Die gängige Praxis, künstlerische Positionen vor allem als Summenfiguren oder Trends wahrzunehmen und zu benennen, hatte mit den jungen Engländern eine zugespitzte Form erreicht. Der kritische Diskurs war dem einprägsamen Label gewichen, die Vermarktung garantiert.” Da stellt sich gleich die Frage, ob die Erfolgsstory nach dem Muster der Young Brits unter einer anderen Flagge neu aufgelegt werden soll, inklusiver Vermarktung.
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