Frank-Alexander Hettig
Gerhard von Graevenitz
“Die Gleichzeitigkeit des Anderen”
Galerie Reckermann, 9.12.1988-19.1.1989
Bewegung ist das Auffallende beim Eintreten in die Galerie. Die Arbeiten des 1983 gestorbenen Konstruktivisten und Kinetikers Gerhard von Graevenitz werden seit langer Zeit endlich wieder in einer Galerieausstellung gezeigt, welche den Titel: “Die Gleichzeitigkeit des Anderen” trägt und worin auch Arbeiten von Henrik Berlewi zu sehen sind.
Die Faszination dieser Ausstellung geht jedoch sicher von den kinetischen Objekten von von Graevenitz aus. Seine “weißen Strukturen”, welche auch in dieser Ausstellung zu sehen sind, waren damals, 1958-61, etwas Neues, da sie Monochromie und streng angewandte Zufallsstrukturen miteinander verbanden. Die Methode der Anordnung von halbkugelförmigen Erhöhungen und Vertiefungen, diese statische, unbestimmte und zufällige Bildorganisation, läßt diese durch Einwirkung von Licht vibrieren und ein stets neues und überraschendes Muster durch die Licht- und Schatteneffekte beim Betrachter entstehen. Durch ihre homogenen Strukturen verlieren sie, trotz ihrer dauernden Veränderung, nicht ihre Identität. Diese Reliefs, aus “Punkt-Fläche/Licht-Bewegung/Ordnung” aufgebaut, aktivieren beim Betrachter eine Wahrnehmungsuntersuchung.
“Die Verwendung des Zufalls” trage entscheidend zur “Entmystifizierung des kreativen Prozesses” bei. Diese Zufallsverteilung und Homogenität wurden 1961 bei seinem ersten kinetischen Objekt weiter ausgearbeitet. Ein Feld gleichwertiger, geometrischer Elemente bewegt sich langsam, wobei sich jedes Element selbst entscheidet, wie es sich bewegen möchte. Ab 1965 wurden es immer weniger Elemente, wobei die Bewegung komplizierter wurde und die minimalisierten Elemente eine komplexere Bewegung ausführten, wobei eine fortdauernde Strukturveränderung stattfand. Diese Elementkonstellation, welche reale und visuelle Bewegung verbindet, integriert die Zeit in die Malerei. Die “Reinheit der Farbe, des Lichts und die Forderung nach…