Gerhard Theewen
Obsession-Collection
Eine Kunstsammlung ist eine “Collection”, aber keine Musterkollektion, wie sie Handelsvertreter oder Stände auf der Modemesse präsentieren. Was sind die Triebfedern zum Kunstsammeln, wie können die dazu notwendige Leidenschaft und die ebenso notwendige wissenschaftliche oder auf Spezialisierung bedachte Strukturierung eine Synthese eingehen? Der Kölner Kunstpublizist Gerhard Theewen interviewte hierzu verschiedene Museumsleute, Privatsammler, Galeristen und Kunstvermittler wie z.B. Harald Szeemann, der sich als “Übersammler”, aber nicht Kunstsammler im herkömmlichen Sinne definiert und “Nahrung für die Phantasie” als Motivation nennt. “Die Frage nach dem Sammeln von Kunst ist so müßig wie die Frage nach ihrer Entstehung”, resümmiert der Urologe Reiner Speck, und der Frankfurter Museumschef Jean-Christophe Ammann vergleicht seine Tätigkeit beim Aufbau der Sammlung gar mit der eines Heiratsvermittlers. Ex-Galerist Paul Maenz berichtet, er habe bei der Entscheidung, was er seiner Privatsammlung hinzufügen wolle, Kopf und Bauch nie trennen können. Wer nach der Lektüre von Hans Irreks Umriß über die historischen Sammlerstrategien und Hartmut Krafts Einlassungen über die psychologischen Aspekte die anderen Gesprächsdokumente liest, bekommt die Einsicht vermittelt, daß trotz des gemeinsamen Nenners der obsessiven Haltung und dem Willen zum Bewahren zwischen einem Sammeln in öffentlichem Auftrag, aus privater Passion und parallel zu kunsthändlerischer Tätigkeit doch deutliche Abgrenzungen herausgearbeitet werden können: Wenn Galerist Daniel Buchholz bekennt, daß in seinem Wirkungsbereich bisweilen unfreiwillige Sammlungen von Ladenhütern entstehen, und man sich dann ungern von einer inzwischen liebgewonnenen Arbeit trennt, wenn es schließlich doch noch einen Kaufinteressenten dafür gibt, so steht dem Dieter Koepplins Diktum gegenüber, gegenüber dem privaten Sammeln gewinne der öffentliche Kunstbesitz…