Helga Meister
Gerhard Richter – Zeichnungen, Aquarelle, neue Bilder
Kaiser Wilhelm Museum, Krefeld, 9.4. – 18.6.2000
Im August 1998 erlitt Gerhard Richter eine schwere Krankheit. Ein knappes Jahr konnte und wollte er nicht malen. Dachte über sich und seine Kunst nach. Reflektierte die eigene Überproduktion, den Kunstmarkt im Allgemeinen und im Besonderen. Ihm komme die hektische Produktivität in der Zeit vor der Krankheit absurd vor, lässt er sich im Katalog des Kaiser Wilhelm Museums in Krefeld vernehmen, in dem sehr einfühlsamen Text von Julian Heynen.
Rein technisch hätte er in dieser kritischen Phase und in der Zeit der Genesung keine großen Formate bewältigen können. Mit Zeichnungen und Aquarellen fing er ab Mai, Juni 1999 wieder an. Es folgten kleinformatige Ölbilder. Die letzten Bilder aus dieser Zeit des Neubeginns sind zwei Kinder-Motive aus diesem Jahr. Ein erneuter Versuch, an die Familienbilder der 60er, 70er Jahre anzuknüpfen.
Der Mann mit dem größten internationalen Erfolg als Maler nimmt einen neuen Anfang. Es ist kein Alterswerk, dazu fühlt sich Richter mit 68 Jahren doch noch zu jung. Es sind vielmehr verhaltene, beinahe lyrische Arbeiten, die sich langsam entwickeln. Unzählige Farbschichten in Öl, staksige Grafismen mit dem Pinsel, eine einfache Gestik mit der Hand, anschließend das Aufreißen der Untergründe mit dem Spachtel. Zarte und doch dank der stets zähen Farbpaste mächtige Bilder. Sie werden erstmals im Krefelder Kaiser Wilhelm Museum gezeigt, eingeschoben in die Retrospektive der Zeichnungen und Aquarelle, die aus Winterthur kommt und mit dem halb verschatteten Selbstporträt von 1949 beginnt.
Die 36 neuen Werke entstehen allesamt im Sommer…