Cornelia Gockel
Gerhard Richter
»Atlas«
Kunstbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München, 23.10.2013 – 9.2.2014
Gerhard Richter ist Deutschlands bekanntester Maler, aber er malt nicht mehr. Bestenfalls rührt er noch in einer Wanne mit Lackfarbe, um anschließend eine Glasscheibe auf die Oberfläche zu legen. Mit Malerei haben die Hinterglasbilder jedenfalls nicht mehr viel zu tun.
Sein Verhältnis zur Malerei war schon zum Beginn seiner künstlerischen Karriere von Skepsis geprägt. Nachdem er nach seiner Flucht in den Westen seine Bilder, die während seines Studiums an der Dresdner Kunstakademie entstanden sind, zurückließ oder vernichtete, suchte er nach einer anderen Form der Kunstproduktion. Den Sozialistischen Realismus, der ihm bis dahin als die vorherrschende Kunstrichtung gepredigt wurde, geißelte er mit der Aktion „Leben mit Pop. Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus“. Gemeinsam mit Konrad Lueg lümmelte er in der Sitzgruppe eines Düsseldorfer Möbelhauses und stellte sich zusammen mit den Einrichtungsgegenständen lieber selber aus.
Aber so ganz konnte und wollte er damals den Pinsel dann doch nicht aus der Hand legen. „Wissen Sie was prima war?“ fragte er Hans-Ulrich Obrist 1993 in einem Interview: “Zu merken, dass solch eine blödsinnige absurde Sache wie das simple Abmalen einer Postkarte ein Bild ergeben kann. Und dann die Freiheit malen zu können, was Spaß macht. Hirsche, Flugzeuge, Könige, Sekretärinnen. Nicht mehr erfinden müssen, was man unter Malerei versteht, Farbe, Komposition, Räumlichkeit, und was man so alles wusste und dachte. Das war plötzlich nicht mehr Voraussetzung für Kunst.“
Die Bildvorlagen dazu kamen aus dem Atlas, Gerhard Richters großes Archiv mit alten Familienfotos, Schnappschüssen, Zeitungsausschnitten,…