Gerhard Richter
77 Aquarelle
Staatsgalerie Stuttgart
Graphische Sammlung, 19.1.-17.2.85
Diese Ausstellung zeigt eine fortlaufende Folge von Aquarellen, die in der kurzen Zeit vom 17. Januar bis zum 8. Mai 1984 gemalt worden sind; sie werden nur in Stuttgart gezeigt. Die Galerie Fred Jahn, München, hat diese Ausstellung ermöglicht, um solche zusammenhängende Folge zugänglich zu machen, bevor sie auseinandergerissen wird; die Galerie publiziert auch den Katalog. Genauso wie die Ausstellung auf dem sehr sinnvollen Gedanken beruht, eine zusammenhängende Werkgruppe zu präsentieren, bevor sie in alle Winde zerstreut wird, ist auch die Präsentation in der graphischen Sammlung der Staatsgalerie Stuttgart sehr sinnvoll organisiert: im ersten, größeren Raum hängen drei ‘abstrakte Bilder’ von Gerhard Richter, die den engen Zusammenhang in der Intention und die bedeutenden Unterschiede in den optischen Wirkungen, wie sie Gerhard Richters Öl- und Aquarellmalerei trennen und vereinen, veranschaulichen. Die Formate der Aquarelle reichen von 13 x 18 cm bis zu 30 x 42 cm.
Innerhalb von Gerhard Richters Projekt, die selbstverständlichen Wahrnehmungsweisen im Gemälde zu ruinieren, nämlich die Selbstverständlichkeit der Ausrichtung des Blicks auf identifizierbare und sinnerfüllte Einheiten oder Objekte, ist eine Ausstellung von Aquarellen ein bemerkenswert ‘schräges’ Unternehmen. Wenn Gerhard Richter in den verschiedensten Werkgruppen immer neu Bildlichkeit in Frage stellt und so das anschauliche Bild ruiniert, ist es gewagt, eine Technik aufzugreifen, die traditionellerweise besonders stark mit sensiblen und differenzierten Bildformen verknüpft ist, deren Materialbedingungen den Maler zu einem zarten und aufmerksamen Umgang mit Farbdifferenzen und Tönungen, mit Abschattungen und transparenten Überlagerungen, mit der optischen Wirkung des Grundes und der Farbränder…