Heinz Thiel
Gerhard Merz
»Den Menschen der Zukunft«
Kunstverein Hannover, 7.07. – 30.09.1990
Was gibt es Geheimnisvolleres als die Klarheit?” steht in Versalien etwas mehr als eine Handbreit unter der Decke des kleinsten Raums der Hannoverschen Kunstvereins. Der Satz zieht sich fast über die gesamte Länge der Wand hin. Er läßt gerade noch Platz für drei (Auslassungs-) Punkte und das erste Wort des nächsten Satzes: “Was”.
Nimmt man die Ausstellungsankündigung des Kunstvereins ernst, daß hier ein “Gesamtkunstwerk aus Malerei, Skulptur und Architektur realisiert” wurde – und Gerhard Merz mag in dem, was er sagt, schreibt und macht, sehr ernst genommen werden -, dann ist der zitierte Satz der Beginn des Ausstellungs-Schlußstatements. Der kleine Raum nämlich schließt den Rundgang ums Treppenhaus im Jahrhundertwende-Ziegelbau ab. Der erste Raum trägt auf der Längswand nur den Titel-Schriftzug “Den Menschen der Zukunft”. Zwischen erstem und letztem Ausstellungsraum gibt es keine weiteren Schriften, Wörter oder Sätze. Zwischen den Wörtern am Anfang und am Ende gibt es einen Raum, in dem die vorhandenen Fenster zur Wirkung gebracht werden, im nächsten ist ein Klinkerquader mit den Außenmaßen 485 x 377 x 1175 cm gemauert worden, dann folgt ein Raum mit einem nahezu 30 m langen elfenbeinschwarzen Farbband, durch zwei Edelstahlleisten unterbrochen, und im anschließenden Eckraum steht ein massiver Buchenholztisch, mit Reißschiene, vor einer Leinwandfarbfläche an der Wand. Den Ausstellungstitel versteht Gerhard Merz als “Widmung”, nach einem Buchtitel von Piet Mondrian, der Text des Schlußraumes stammt aus Paul Valérys “Eupalinos”. Er endet mit den Wörtern: “…wie eingeschlossen in diesen klaren Tag erbauen…