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Ausstellungen: Düsseldorf · von Martin Seidel · S. 335 - 336
Ausstellungen: Düsseldorf , 2002

MARTIN SEIDEL
Gerhard Merz

»Fragment Grande Galerie I-XIV«
K 20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, 23.2. – 15.9.2002

Adorno meinte, nach Auschwitz könnte man keine Gedichte mehr schreiben. Später hielt er – wahrscheinlich mit besseren, wenngleich gemeinhin bis heute weniger bekannten, geschweige denn akzeptierten Gründen – gerade die autonome Kunst im Vergleich zur engagierten Kunst für die letztlich resistentere. Wie also soll sie sein, die Kunst? Soll sie mit oder ohne Adorno aufhören, Kunst zu sein? Oder: Soll sie mit oder ohne Adorno autonom sein? Oder doch engagiert? Auch Gerhard Merz wird sich irgendwann einmal solche Fragen gestellt haben. Jedenfalls hat er für sich darauf eine seit Jahren gleichbleibende Antwort gefunden. Sie lautet: “Kunst mischt sich eben nicht ins Leben ein; es ist in der Kunst nicht das geringste homöopathische Versprechen. Und das empfinde ich als Trost.”

Schon vor mehr als dreißig Jahren verklärte er die Reißschiene, das Lineal und eine Glühbirne zu Sinnbildern einer von “Zahlen und Befehlen” diktierten rationalen Kunst, die in der Überwindung der Einzeldisziplinen zum Gesamtkunstwerk hin tendiert. Auf Bildtafeln aus Schieferpigment und Schrift eignete sich Merz, der von Haus aus Maler ist, beinahe aber Architekt geworden wäre, das Diktum des Revolutionsarchitekten Étienne-Louis Boulée “ED IO Anche son Pittore” (“Auch ich bin Maler”) an, um es in das Bekenntnis “Ed io anche son architetto” (“Auch ich bin Architekt”) zu travestieren.

Seit über einem Jahrzehnt beschert uns Merz, der so bekannt wie umstritten ist, immer wieder Inszenierungen, die den “Gleichklang zwischen Architektur und Bild” vor Augen führen. Unter Verwendung des Begriffs der “Archipittura”,…


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