Gerhard Johann Lischka
MIND ART Manifest
Ein handschriftliches Selbstgespräch des Künstler-Philosophen mit einer Hinführung von Paolo Bianchi
Das Manifest von Gerhard Johann Lischka wirkt hermetisch, wenn wir da lesen: „Ver Netz Offen“. Andere Schlagworte wiederum sind klar und zugänglich, wie etwa: Idee, Frei, Stil, Live.
Wenn Lischka ein Denken in Bildern betreibt, dann gehören nicht nur Text und Bild, Theorie und Praxis, Kopf und Hand zusammen, sondern alles ist mit allem verbunden. Er ist überzeugt davon, dass diese Verstrickungen in uns existent sind, auch wenn wir dies gar nicht im Bewusstsein haben. Fotografien sind für ihn fotoreale Gedanken. Seinen Aufnahmen, die hier abgebildet sind, gibt er offensichtliche Titel: „Black and Blond“ (für die Kellner in Lischkas Lieblingslokal in Bern), „Free Spirit“ (was der wirkliche Name der abgebildeten Rose ist, aber auch auf Lischka selbst referiert, der sich gerne als Rosenkavalier sieht), „Sekretariat“ (so der Blick auf die Vorzimmer-Dame zum Büro von Lischkas Freund Peter Weibel) und „Spiegelungen“ (die Spiegel ermöglichen auch eine „Performance in my mind“).
Wechselt Lischka von seiner Rolle als Fotograf zu derjenigen des Philosophen, dann kann das durchaus dazu führen, dass er während eines ganzen Jahres an einem einzigen, aber für ihn essentiellen Schlüsseltext arbeitet. Der aus dem Jahre 2016 auf seiner Webseite erschienene Aufsatz trägt den Titel „Allesdurchausmiteinander“. Das meint, dass alles immer auch ein Miteinander in sich birgt. Genau in der Mitte des Textes lässt sich Lischkas existenzielles Credo eruieren, das darin besteht, dass dem Schwingmoment zwischen Polen und Extremen größte Bedeutung zukommt: „Im gegenseitigen, bipolaren…