Thomas Wulffen
Gerhard Faulhaber
Galerie Sonne, 16.4 – 11.6.1988
Der erste Blick könnte darauf schließen lassen, es handele sich bei der Malerei von Gerhard Faulhaber um Materialuntersuchungen. Das mag einen Aspekt der künstlerischen Arbeit benennen, aber eben nur einen. Materialuntersuchungen stehen im Hintergrund, sie werden in der Arbeit von Gerhard Faulhaber zu Ausdruckswerten. Gerhard Faulhaber kommt von der realistischen Abbildung her, hat diese aber hinter sich gelassen, um zu einer Formensprache zu finden, die das Abstrakte mit dem Figurativen vermittelt. Eine Serie von Siebdrucken ist das deutlichste Zeichen dafür. Während Winterspaziergängen hat er die Fußspuren von Kaninchen im Schnee beobachtet. Mit der Zeit wurden ihre Strukturen deutlicher, sie ließen sich als Ausdruck von Balzritualen lesen. Die Fotografien dieser Spuren wurden erst in Bilder umgesetzt, um dann zur Spur in Siebdrucken zu werden. Gerhard Faulhaber verdrängt den realistischen Eindruck vollständig, indem er das Blatt auf den Kopf stellt. Von diesen Arbeiten ist der Weg nicht weit zu den Werken, die ohne Titel auskommen und keine Abbildung mehr sind. Sie können aber verstanden werden als Abbildung eines Arbeitsprozesses, wo das einzelne Bild als synchroner Schnitt begriffen wird. Dafür liefern die sogenannten Materialuntersuchungen das perzeptive Inventar. In diesen Untersuchungen ist Ölfarbe, Eisenoxyd, Ruß, Pigment auf Karton so aufgespachtelt, daß deren Schichtung eine Reihe ergibt. In dieser Reihung erlangen dann selbst kleinste Unterschiede Bedeutung. Auch wenn die Chronologie eine andere Reihenfolge sieht, so sind die Reihenbilder doch eine Art Vorschule, eine Grammatik, um die anderen Arbeiten von Gerhard Faulhaber zu entziffern. Auch hier kommt unterschiedlichstes Material…