Hermann Pfütze
Gerda Brodbeck – Fühlen, Wahrnehmen, Sein
Museum im Ritterhaus, Offenburg, 8.3. – 19.4.1998
Gerda Brodbecks Frauenportraits in “roten und grünen Räumen” wirken nicht neu, sondern so, als ob sie, in dieser für sie wie geschaffenen Zimmerflucht des Offenburger Museums, schon immer ihren Platz hätten. Sie sind wie von selbst da, verdanken sich eigener Beständigkeit, nicht der Hast des Neuen, mit der im Galeriebetrieb Gestriges verdrängt und Heutiges sogleich von künftigen Neuigkeiten und frischen Kreationen abgelöst wird. ‘Nichts Neues’ zeichnet diese Bilder also aus, sie passen in die Gesellschaft etwa von Hockneys Celia-Bildern, Leibls und Menzels Gesichts- und Körperstudien, italienischer, niederländischer und süddeutscher Individualportraits des 16. und 17. Jahrhunderts. Während Neuigkeiten und bemühte Effekte den Blick rasch ermüden, erneuern und stärken Gerda Brodbecks Bilder das Hinschauen.
Was ist zu sehen? Zunächst Räume als Rahmen der Bilder. Die nahezu quadratischen, lichten Räume mit weißen Wänden und hellem Parkett verschaffen den ebenfalls fast quadratischen, großen Bildern eine Art wand- und rahmenloser Geräumigkeit – und zwar den Farben und den Frauenportraits gleichwohl. Die Frauen sitzen, die Hände im Schoß oder auf dem Tisch, im Rot und im Grün, wie man im Dunkeln oder im Hellen sitzt, und blicken in sich gewandt hinaus. Nichts hält sie außer ihrer Haltung und der Farbe. Die Bilder sind in dünner Ölfarbe auf großen Bögen wenig saugfähigen Makulaturpapiers gemalt, so daß eine leicht wächserne Oberfläche entsteht. Diese Oberfläche scheint der einzig materielle Halt der Bilder zu sein, die ohne Rahmen, nur mit einigen Stiften an die Wände geheftet sind.
Die großen…