Martin Seidel
Geraldo de Barros
»Fotoformas«
Museum Ludwig, Köln, 27.8. – 14.11.1999
SESC Pompéia, Sao Paulo, 3.11. – 3.12.1999
Musée de l’Elysée, Lausanne, Juli – September 2000
Geraldo de Barros (1923-1998), der sich als Maler, Grafik-, Industrie- und Möbeldesigner und Fotograf hervortat, ist außerhalb seiner brasilianischen Heimat nicht gerade übertrieben bekannt. Trotz einiger europäischer Auftritte auf der Biennale in Venedig, in der Schweiz und Frankreich findet sich in hiesigen Buchhandlungen und Bibliotheken kaum etwas über ihn, und selbst den unermüdlichen Meta-Suchmaschinen des weltweit-unerschöpflichen Internet fällt zu “Geraldo+de+Barros” herzlich wenig ein.
In Brasilien ist de Barros ein Großer, ein Wegbereiter moderner Kunst, der nicht nur in seinem Geburtsort São Paulo und in Rio de Janeiro eine stattliche Zahl von Ausstellungen aufzuweisen hatte und Stammgast der Biennale São Paulo war. Gerade erst hat ihm die diesjährige Biennale in São Paulo eine Retrospektive seiner Gemälde, Möbel und Architekturentwürfe eingerichtet. In Ergänzung dazu stellt nun unter dem Titel “Fotoformas” das Museum Ludwig in Kooperation mit dem SESC Pompéia São Paulo und dem Musée de l’Elysée in Lausanne de Barros’ fotografische Aktivitäten vor, die sich ungewöhnlicherweise auf kurze, weit auseinanderliegende Phasen in den Jahren 1946-1951 und 1996-1998 beschränken.
In seiner ersten intensiven Foto-Phase von 1946 bis 1951 experimentierte de Barros mit Fotogrammen, Solarisationen, Drehungen, Schabretuschen, versetzten Negativteilen, Bearbeitungen des Negativs mit Kaltnadel oder Tuschfeder und immer wieder mit Mehrfachbelichtungen. Die erstmals 1950, im Museu de Arte de São Paulo und 1993 in Lausanne ausgestellte, eigentlich grafische Serie dieser “Fotoformas” zeigt in großer Vielfalt konkrete Ungegenständlichkeit und Abstraktionen konstruktiver Formstrukturen. Im…