Renate Puvogel
Georgina Starr »Starrwood«
Galerie Brigitte Trotha, Frankfurt, 11.9. – 17.10.1998
Georgina Starr scheint über einen nicht versiegenden Quell von Geschichten zu verfügen; aber um nun den Adressaten ins Reich ihrer Phantasien zu entführen, umgibt sie ihre wort- und handlungsreichen Balladen und Schauspiele mit einer kunterbunten Bilderwelt und bedient sich dabei aller nur erdenklichen Darstellungsformen: sie umspielt ihre Storys in Zeichnungen und Fotos, erzählt sie als Comic, sie baut Skulpturen und erweitert diese zu Environments, sie stellt Videotapes her, vertont ihre Texte und gibt sie in einer Performance zum Besten. Dabei tritt sie, um mit Hofmannsthal zu sprechen, stets als “Schauspielerin ihrer selbst erschaffenen Träume” auf. Ein reich illustrierter Katalog (hrsg. von der IKON Gallery Birmingham, 1998) gibt vergnüglichen wie informativen Einblick in ihre bisherigen waghalsigen, turbulenten Kunstreisen ins Land ihrer gelebten und erträumten Welten. Da schlendert etwa ihr älterer Kollege Georg Herold wie magisch angezogen seinem skulpierten Abbild im Atelier der blinden Bildhauerin Georgina Starr entgegen. Da marschiert die Künstlerin in “Drivin’ On” (1996) mit ihrem rotlackierten hölzernen Auto, das sie wie einen Reifrock um sich trägt, fröhlich durch die Stadt und sucht sich einen Stellplatz mitten unter den eleganten Limousinen. Da zelebriert sie in “Dining alone” (1993) am Ufer der Seine ganz für sich allein ein Festmahl. Da führt sie in “Tuberama” von 1997/8 die Story der Northern Line als multimediales Musical auf und verhilft Comicfiguren quasi zu dreidimensionaler Existenz.
Bislang flossen stets Eindrücke ihres von Pop und TV, von faszinierender Virtualität und lärmenden Partys, von dröhnendem Sound und schrillen…