Cornelia Gockel
Georgia O’Keeffe
»Leben und Werk«
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, 3.2. – 13.5.2012
Ausgestreckt liegt sie da, die Beine leicht übereinandergelegt. Die Rundungen ihres nackten, wohlgeformten Körpers zeichnen sich in einer sanft geschwungenen Linie vor dem Hintergrund ab. „Torso“ hat Alfred Stieglitz die Fotografie von 1931 genannt. Sie zeigt den Körper der damals 44-jährigen Künstlerin Georgia O’Keeffe in ihrer reifen, natürlichen Schönheit. Unwillkürlich fühlt man sich an die Hügellandschaften in ihren Bildern erinnert, die sich in erdigen Tönen fast körperhaft vor einem sich endlos dehnenden Himmel erheben. Über Jahre hinweg prägte Stieglitz das Erscheinungsbild der amerikanischen Künstlerin in der Öffentlichkeit. 1916 hatten sich die beiden kennen gelernt. Der 23 Jahre ältere Galerist und Fotograf wurde ihr Mentor, Liebhaber und später auch ihr Ehemann. Für ihn verkörperte sie eine Idealvorstellung von natürlicher weiblicher Schönheit. In den mehr als 300 Aufnahmen, die 1916-1937 entstanden, inszenierte er sie als verspielte Kindfrau, leidenschaftliches Weib und sensible Künstlerin. Ihre abstrakten Gemälde und üppigen Blumenbilder luden vor diesem Hintergrund zu freudianischen Interpretationen ein. O’Keeffe hat diese Sichtweise abgelehnt und später ein eigenes Bild von sich als Künstlerin in der Öffentlichkeit geprägt.
Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung präsentiert das Leben und Werk von Georgia O’Keeffe in der ersten umfassenden Retrospektive in Deutschland. Die Ausstellung, die in enger Zusammenarbeit mit dem Georgia O’Keeffe Museum in Santa Fe entstanden ist, zeigt 75 Arbeiten aus allen Werkphasen zusammen mit 50 Fotografien. Über keine andere Künstlerin ist zu Beginn des 20. Jahrhunderts mehr publiziert worden. Ihr bewegtes Leben war Gegenstand von Filmen, Fotostorys in…