Jürgen Raap
George Pusenkoff
“Erased Rauschenberg”
Galerie Benden & Klimczak, Köln, 24.4. – 4.7.1998
George Pusenkoff geht der Frage nach, wie sich im Zeitalter computergenerierter Bilder das Verhältnis eines Künstlers zu den Grundlagen der Malerei ändert. Daran schließt sich eine zweite Frage an, nämlich, wie sich daraus auch neue Wahrnehmungskonditionierungen beim Betrachter ergeben: “Die Symbole der heutigen Zeit sind Computer-Interface, Computer-File und das Pixel-Raster, das den Bildschirm mit einer unmenschlich kühlen Klarheit beherrscht”.
Der Pixel-Modus der digitalen Bildwelten hat nur auf den ersten naiven Blick eine strukturelle Entsprechung zum malerischen Pointillismus oder z.B. zu den Rasterpunkten bei Roy Lichtenstein. Vielmehr bestehen prinzipielle Unterschiede, und zwar nicht nur hinsichtlich der Punktstrukturen im Offsetdruck (die Lichtenstein in die Malerei überträgt) und der Pixelungen auf den horizontalen Bildschirmzeilen: Dies ist ja nur ein äußerer technischer Aspekt mit entsprechendem visuellen Ergebnis. Pusenkoff analysiert vielmehr die spezifische Art und Weise der (bildlichen) Informationsverarbeitung im Computer – ihre Fraktalität, wie sie Vilém Flusser beschrieben hat, ist die tiefere Voraussetzung für den ästhetischen Charakter der Bilder.
George Pusenkoff ist aber zu sehr Maler, als daß er nicht versuchen würde, computerbearbeitete Motive vom Bildschirm wieder in ein Medium zurück zu holen, in welchem die Stofflichkeit von Farbe immer noch einen materialästhetischen Eigenwert hat: Bei der Re-Materialisierung ist daher nicht der Output aus dem Drucker Träger der bearbeiteten Information, sondern deren Fixierung durch Malerei.
Das Schlüsselbild seiner jüngsten Ausstellung greift eine Anekdote aus der Kunstgeschichte auf: 1953 bat der junge Robert Rauschenberg den damals weitaus berühmteren Kollegen Willem de Kooning, ihm eine Zeichnung zu…