JÜRGEN KISTERS
George Grosz / Alexander Djikia
Galerie Thomas Zander, Köln, 16.2. – 12.4.2002
Und ich weiß keinen, der das moderne Gesicht des Machthabenden so bis zum letzten Rotweinäderchen erfasst hat wie dieser eine. Das Geheimnis: er lacht nicht nur, er haßt. Das andere Geheimnis: er zeichnet nicht nur, sondern zeigt die Figuren mit ihrem Lebensdunst, ihrer gesamten Lebenssphäre in ihrer Welt”, schrieb Kurt Tucholsky Anfang der Zwanziger Jahre über den Maler George Grosz. In ihrer gesellschaftskritischen Treffsicherheit sind dessen Gemälde und Zeichnungen bis heute von einzigartiger Prägnanz – und ganz besonders in einer künstlerischen Gegenwart, in der motivische Unverbindlichkeit zusehends mit Originalität verwechselt wird. Während der Hunger nach farbiger Wildheit, grell-schräge Themen oder äußerste gestalterische Reduzierung die zeitgenössische Kunst dominieren, sind politisch engagierte Themen seit Jahren ins Abseits der modernen Malerei geraten. Um sowohl die bedeutsame Tradition als auch die unverminderte Aktualität einer im politischen Engagement verwurzelten Malerei in den Blick zu bringen, präsentiert die Galerie Thomas Zander den “Klassiker” George Grosz jetzt im Zusammenspiel mit dem russisch-georgischen Künstler Alexander Djikia.
Verbindendes Thema der Ausstellung ist eine künstlerische Position, die den individuellen Menschen grundsätzlich als gesellschaftliches Ereignis begreift, sogar in seiner Nacktheit. Während George Grosz (1893-1959) seine künstlerische Positionierung in den Jahren des Ersten Weltkriegs und der daraus folgenden Weimarer Republik entwickelte, erarbeitete Alexander Djikia (Jahrgang 1963) sein bildnerisches Konzept in der repressiven gesellschaftlichen Situation der ehemaligen UdSSR und im Zuge der schwierigen Übergangsphase während der Öffnung des sogenannten Eisernen Vorhangs. Ausgehend von der Ein-Sicht, dass der Mensch schlecht ausgerüstet ist für…