Christian Huther
George Condo
»Mental States«
Schirn Kunsthalle, Frankfurt/Main, 22.2. – 28.5.2012
Immer diese Augen. Oft sind sie weit aufgerissen vor Wut, Entsetzen oder Panik. Oder das linke ist kreisrund, das rechte zu einem Schlitz verengt. Selten ist etwas gleich bei George Condo. Der US-Künstler, Jahrgang 1957, zeigt den Menschen zugleich als apollinisches Verstandes- und als dionysisches Gefühlswesen. Aus dieser Mixtur entstehen natürlich keine schönen Gesichter und Gestalten. Selbst die etwas drallen, aber dennoch anmutigen Frauen erschrecken mit einem blauen und einem braunen, einem fünfeckigen und einem runden Auge, etwa bei „Portrait of a Woman“ (2002). Dabei gilt das Auge gemeinhin als Tor der menschlichen Seele. Aber Condo ruft ambivalente Gefühle zwischen Schönheit und Schrecken, zwischen Belustigung und Empörung hervor.
„Mental States“, also „Seelen- oder Geisteszustände“ heißt seine Retrospektive mit 70 Gemälden und einem Dutzend Skulpturen aus 30 Jahren, die jetzt in der Frankfurter Schirn Kunsthalle zu sehen ist. Die Schau startete in Condos Wohnort New York, wanderte nach Rotterdam und London und endet nun in Frankfurt. Bei uns ist der Künstler nur einem kleineren Kreis bekannt, obwohl er 1983 mit der „Mülheimer Freiheit“ malte, den Kölner Neoexpressionisten. Zuvor war er in Andy Warhols „Factory“ als Siebdrucker tätig, später tat er sich zeitweise mit Keith Haring in Paris zusammen.
Condo pendelt zwischen Comics und Kubismus. Bestens in der Kunst- und Geistesgeschichte bewandert, kann er doch nicht von den trivialen Einflüssen lassen. Gut zu verfolgen ist das im ersten Raum am Bild „Pink and Orange Abstraction“ von 1997. Wechselweise entdeckt man viele kubistisch deformierte Körper,…
