Reinhard Ermen
Georg Meistermann
»Gemälde – Graphik – Fenster«
Josef-Haubrich-Kunsthalle, Köln, 8.9. – 27.10.1991
Federführend für die Ausstellung in der Kunsthalle ist das Kölnische Stadtmuseum. Ist Georg Meistermann (1911-1990) also nur noch ein lokalpolitisches Phänomen, ein Fall fürs Heimatmuseum, allenfalls gut genug, um anschließend durch die deutsche Provinz (Kornwestheim, Solingen, Bielefeld) zu reisen? Das wäre natürlich ein Mißverständnis, denn Meistermann, der 1949 von Solingen nach Köln zog, war eine der führenden Figuren im kulturellen Leben der erwachenden BRD, ein Mann, der überhäuft wurde mit Aufträgen und Ehren, Mitbegründer und später (1967/72) auch Präsident des Deutschen Künstlerbundes und nicht nur in dieser Position ein Funktionär der unbequemen Stellungnahmen. Außerdem war Meistermann ein Mann für die Kirche, ein tiefreligiöser bzw. “katholischer” Künstler, der das Bild des zeitgenössischen sakralen Raums in seiner Zeit entscheidend mit geprägt hat. Immerhin liegt das alles bereits in der Distanz des Historischen; vielen mag er heute jedenfalls als ein Künstler erscheinen, der durch seine monumentalen Glasfenster in aller Munde war und auch heute noch nicht übersehen werden kann, dessen Arbeit aber nicht mehr so aktuell (eben nur noch historisch) ist, seit man lieber von “Kunst im öffentlichen Raum” als von “Kunst am Bau” spricht. Doch solche Bedenken verflüchtigen sich angesichts einer sehenswerten Retrospektive, die mehr ist als eine Nachhilfestunde in Sachen Georg Meistermann.
Die Malerei steht im Zentrum der Retrospektive. Anderes, etwa die Grafik (in Köln nicht optimal präsentiert), tritt dazu in den Hintergrund. Selbst die Fenster, die ohnehin besser in situ zu betrachten sind, verlieren ihre Dominanz im Werk des…
