Karlheinz Schmid
Georg Baselitz
Kunsthalle, 22.7.-11.9.1988
Die Alten Meister mußten Platz machen. Hamburgs Kunsthallen-Direktor Werner Hofmann ließ drei Säle räumen, um einem zeitgenössischen Meister in diesem Museum eine umfangreiche Einzelausstellung zu ermöglichen. Eine seltene Erscheinung, die freilich niemand zu bereuen braucht. Denn Christos Joachimides, der die Schau schon für Florenz zusammengestellt hatte und nun in Hamburg, der einzigen deutschen Stadt dieser Baselitz-Tournee, Station machte, zeigte einmal mehr, wie plausibel er kunsthistorische und publikumswirksame Aspekte vereinen kann.
Joachimides nutzte die drei Räume, um insgesamt 32 Bilder aus drei Jahrzehnten chronologisch zu ordnen. Die ältesten Gemälde der überaus kompakten Ausstellung stammen aus den sechziger Jahren, als Georg Baselitz in der Villa Romana in Florenz den florentinischen Manierismus studierte. 1965 und 1966 entstanden, nach der Rückkehr aus Italien, etliche “Helden”-Bilder, darunter der “Exote” und “Vorwärts – Wind”. Diese Arbeiten, 162 mal 130 Zentimeter groß, zeugen von der existenziellen Dimension dieser Kunst, vom beharrlichen Kampf um die authentische Form, der bedingungslosen Expression. Die taucht ebenfalls in zwei “Frakturbildern” auf, wo der Maler seinen berühmten Kopfstand vorbereitet.
“Der Mann am Baum”, ein 250-Zentimeter-Hochformat aus dem Jahre 1969, ist schließlich das erste Bild mit einer Figur, die kopfüber zwischen den jetzt nur noch zögerlich plazierten Linien der älteren Frakturbilder nach einem Halt sucht. Ein Schlüsselwerk. Gleichzeitig der Beginn einer zweiten Phase des Experiments. Denn neben der Arbeit an den Über-Kopf-Bildern setzt in den siebziger Jahren, vor allem per Landschaftsmalerei, eine Auseinandersetzung mit dem unverwechselbaren Markenzeichen ein. Die allmähliche Abkehr, freilich nach und nach dank der stabilen Seitenlage gut dosiert (siehe…