MICHAEL STOEBER
Georg Baselitz
Kunstverein Braunschweig, 24.11.2001 – 20.1.2002
Der Meister des Kopfstandes präsentiert im Kunstverein Braunschweig neue Werke. Georg Baselitz hat Mensch, Ding und Welt in seinen Bildern von den Füßen auf den Kopf gestellt, um in der Attitüde solcher Verfremdung, unbeirrt um jede Mode, Richtung und Tendenz, zugleich gegenständlich malen zu können und den Blick des Betrachters doch weg vom Gegenstand hin auf die Malerei zu lenken. Jetzt nobilitiert der Künstler zur Einweihung das von der neuen Leiterin Karola Grässlin glanzvoll renovierte und in seiner ursprünglichen Bausubstanz wiederhergestellte klassizistische Gebäude “Salve Hospes” des Braunschweiger Kunstinstituts mit einer wunderbar leichthändigen und beschwingten neuen Werkserie, die jede Schwerkraft Lügen zu strafen scheint. Die Arbeiten treten auf unter dem Titel “Der kubistische Hund”.
Bei dieser Benennung kommt dem Betrachter unvermeidlich ein surrealistisches Meisterwerk in den Sinn, der revolutionäre Film “Der andalusische Hund” von Buñuel und Dalí. Forscht er im Werk von Baselitz daraufhin nach weitergehenden Verweisen in diese Richtung, wird er indes enttäuscht. Genau so leer geht die Suche nach Spuren des Kubismus aus. Die neuen Bilder von Baselitz, gemalt in einer an Aquarelltechnik erinnernden, extrem lasierenden, dünnflüssigen Ölmalerei, sind weder illusionistisch im Sinne der Zentralperspektive, noch kubistisch im Sinne einer aufgebrochenen Bildfläche, sondern plane Kompositionen auf riesigen, 312 cm x 255 cm großen Leinwänden. Der Maler hat seine Motive locker und schnell auf einen weißen Grund gesetzt. Die Entstehungszeit der Arbeiten ist in den Legenden mit angegeben und umfasst oft nur einen einzigen Tag. Wie in gemalten Stenogrammen treten die Formen ins Bild….