Harry Zellweger
Georg Baselitz
Galerie Beyerler, Basel 26.4.-21.6.1986
Einen klassischen und sehr malerischen Baselitz zeigt zur Zeit die Galerie Beyeler, Basel, in einer retrospektiv angelegten Ausstellung, die rund einhundert Gemälde, Zeichnungen, Aquarelle und druckgrafische Arbeiten aus den Jahren 1962 bis 1985 sowie drei Skulpturen aus den Jahren 1982, 1983 und 1984 enthält. Im Gegensatz zu den bundesdeutschen Ausstellungsmachern, die im Werk dieses zur Zeit wohl interessantesten deutschen Malers immer wieder das Heroisch-Pathetische und Nationalistische hervorgekehrt haben, zeigt ihn der an der französischen Klassik geschulte Basler Galerist von seiner lyrischen Seite. Selbst die “Helden” und “neuen Typen” – beides übrigens verkappte Selbstporträts! – die vor wenigen Jahren noch Anstoß zu erregten Diskussionen über den Militarismus und angeblichen Faschismus des Derneburger Schloßherrn gaben, wirken in dieser Ausstellung völlig unproblematisch und fast einzig noch von ihrer malerischen Seite her. Die Tatsache, daß neben den klassischen Baselitz-Themen nun auch weniger gewohnte Motive Berücksichtigung gefunden haben, hat zur Folge, daß das noch in der Kunsthalle-Ausstellung von 1984 fast ausschließlich auf die Figur konzentrierte und entsprechend schwer wirkende Werk hier plötzlich heiter, gelöst und weitgehend auch un-problematisch (undeutsch) erscheint. Den archaisch elementar-wilden Orangenessern und Trinkern stehen nun überaus (durch den oft unvermuteten Formatwechsel noch unterstrichen) subtile Stilleben und Landschaften gegenüber und halten das Gegengewicht: Peinture im besten Sinne -die sich vom Inhaltlichen zwar nicht lossagt, war es doch wesentlich mitträgt. Wer von hieraus zurückblickt, begreift nur mehr schwer, warum das Frühwerk, einst als skandalös abgelehnt und sogar konfisziert, mehr als anderthalb Jahrzehnte bis zu seiner Anerkennung und angemessenen…