DIETER BUCHHART
Geografie und die Politik der Mobilität
Von Behauptungen und Thesen
Generali Foundation, Wien, 17.1. – 27.4.2003
Eine These der Schweizer Künstlerin und Theoretikerin Ursula Biemann ist Grundlage der Ausstellung “Geografie und die Politik der Mobilität” in der Generali Foundation in Wien. So habe sich der Begriff des Geografischen seit einigen Jahren grundlegend verändert. Die gesteigerte virtuelle als auch reale Mobilität, Migrationsbewegungen und neue Arbeitsverhältnisse im Global Village schaffen eine “dynamisierte Geografie”1, die abseits der “akademischen Disziplin der Geografie” definierbar sei. “Dabei wird Geografie nicht als Teildisziplin der Geowissenschaften begriffen, sondern bezeichnet einen spezifischen Modus der Produktion und Organisation von Wissen, der dem Wechselspiel natürlicher, gesellschaftlicher und kultureller Verhältnisse Rechnung trägt.”
Biemann wurde im Rahmen der Fortsetzung einer Reihe experimenteller Ausstellungen der Generali Foundation als Gastkuratorin zum Arbeitstitel “Gender und Geografie” die Gelegenheit gegeben, ihre Behauptungen mit einer Ausstellung und einer umfassenden Publikation zu untermauern. Dabei sieht sie ihr Engagement als erweiterte Form ihrer eigenen künstlerischen Praxis: “Ich war persönlich in einige der Projekte in ,Geografie’ involviert, habe mich in die jeweiligen Netzwerke begeben oder neue Kooperationen initiiert.” Die Künstlerin gründete eigens für die Ausstellung “Frontera Sur RRVT” (Europas Südgrenze in Real, Remote und Virtual Time), eine lose Gruppe von KünstlerInnen und AktivistInnen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem spanisch- marokkanischen Grenzgebiet auseinandersetzen und einen Hauptteil der Ausstellungsräumlichkeiten mit der für die Ausstellungsinstitution bereits gewohnten Ästhetik bespielen. Biemann, Regula Burri, Rogelio López Cuenca, Valeriano López Domingues, Elena Maleno Garzon, Alex Muñoz Riera und Angela Sanders gehen in meist dokumentarischen Arbeiten Fragen…