Gentech-Ästhetik
EIN GESPRÄCH MIT SÖKE DINKLA UND CORNELIA BRÜNINGHAUS-KNUBEL ANLÄSSLICH DER AUSSTELLUNG »UNTER DER HAUT«
VON SVEN DRÜHL
Sven Drühl: Gentechnik bzw. das biotechnische Zeitalter sind derzeit in aller Munde. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht im Spiegel, in der FAZ oder in der Süddeutschen Ethiker und Wissenschaftler zum Thema befragt werden. Nur Künstler kommen dabei auffälligerweise nie zu Wort. Warum eine solche Schau zu einem solchen Zeitpunkt oder anders gefragt, was gab den Anstoß für das Projekt?
Söke Dinkla: Der Ausgangspunkt war die Planung der Ausstellung im Rahmen eines großen Kulturfestivals – der Duisburger Akzente -, das sich in diesem Jahr spartenübergreifend mit dem Thema des kulturellen Wandels ganz generell beschäftigt hat, sowohl im Theater als auch in der Musik, der Kulturgeschichte, der Literatur und natürlich auch in der bildenden Kunst. Aus der Perspektive der bildenden Kunst erschien uns – Renate Heidt Heller, Cornelia Brüninghaus-Knubel und mir selbst – der gegenwärtige Wandel unseres Menschenbildes in der aktuellen Kunst als einer der vitalsten und kontroversesten Bereiche. Durch die Entwicklungen in der Bio- und Gentechnologie befindet sich unser Verständnis, was ein Mensch ist und in Zukunft sein könnte, im Umbruch. Das wird sehr deutlich in der politischen Debatte, in der durch alle Parteien hindurch kein Konsens darüber gefunden wird, was den Menschen und das Leben ausmacht. Uns hat vor allem interessiert, wie die bildende Kunst darauf reagiert, und welche “Modelle” eines veränderten Menschenbildes (das meist nicht grundsätzlich neu ist) zur Zeit entstehen. Viele Beispiele waren uns bekannt. An ihnen wurde deutlich, dass…