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Ausstellungen: Berlin · von Herbert Kopp-Oberstebrink · S. 202 - 204
Ausstellungen: Berlin ,

Berlin
General Idea

Gropius Bau 22.09.2023 – 14.01.2024
von Herbert Kopp-Oberstebrink

Schon am Anfang der Ausstellung ist man an einem Ende angekommen – und das in mehrerlei Hinsicht. Fin de Siècle lautet der Titel der gigantischen Installation, die den gesamten Lichthof des Gropius Baus ausfüllt. Sich auftürmende Platten in hartem Styropor-Weiß lassen aus der Ferne den Eindruck einer vereisten, erstarrten Meereslandschaft entstehen und erinnern nicht von ungefähr an Caspar David Friedrichs Gemälde Eismeer (Die gescheiterte Hoffnung) (1823 – 24). Bei der Suche nach dem bei Friedrich im Eis verborgenen Schiffswrack, wird man jedoch nicht fündig. Stattdessen sind auf einer der Styroporschollen drei einsame Robbenbabys aus Kunstfell zu entdecken. Cuteness statt Apokalypse? Mitnichten, es handelt sich vielmehr um ein Bildrätsel, das sich im weiteren Verlauf des Ausstellungsbesuchs immer weiter anreichern und teilweise auch entschlüsseln wird. Die Betrachter*innen können diesem Endspiel in einer das gesamte Erdgeschoss des Gropius Baus geschickt nutzenden Ausstellung nicht entgehen.

Bei der bislang umfassendsten Retrospektive der 1969 in Toronto gegründeten, queeren Künstlergruppe General Idea sind Stationen eines Lebenswerks zu besichtigen, die von den Anfängen in lokalen gegenkulturellen Milieus bis in die großen Hallen des internationalen Kunstbetriebs reichen. Die drei kanadischen Künstler Jorge Zontal (1944 – 1994), Felix Partz (1945 – 1994) und AA Bronson (geb. 1946) arbeiteten nicht nur im Kollektiv, sondern inszenierten sich ganz dezidiert als solches. Mit Namen und Kollektivgedanken verband sich ein umfassendes Konzept gegen die bürgerliche Vorstellung vom genialen Künstlerindividuum, das die Gruppe Zeit ihres Bestehens ebenso begleitete wie der gegenkulturelle Habitus. Programmatisch realisiert wurde dieses Konzept…

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von Herbert Kopp-Oberstebrink

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