Ursula Maria Probst
Genau+anders.
»Mathematik in der Kunst von Dürer bis Sol LeWitt«
Einmal Cubeland und retour
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, MUMOK, 29.2. – 18.5.2008
Die angewandte Mathematik hat uns nicht nur das Leben erleichtert, sondern funktioniert interdisziplinär zu anderen Wissenschaften wie Medizin, Ökologien und kommunikativen Technologien. Welche Querverbindungen zur Kunst existieren, dieser Fragestellung widmet sich die Ausstellung „Genau+anders. Mathematik in der Kunst von Dürer bis Sol LeWitt“ mit über 300 Werken von 120 KünstlerInnen. Produziert wird im Display von „Genau+anders“ ein Methodenarsenal, das nicht nur von Dürer bis Sol LeWitt reicht, sondern aufzeigt, wie in der Mathematik vorformulierte Systeme je nach künstlerischen Anforderungen in unterschiedlichsten Stilrichtungen und avantgardistischen Strömungen wie Kubismus, Konstruktivismus, Suprematismus, De Stijl oder Surrealismus formalästhetischen Wandlungen unterworfen wurden. Dementsprechend reichhaltig ist das Repertoire, welches durch Gegenüberstellungen von KünstlerInnen wie Juan Gris, Henri Laurens, Fernand Léger, Amadée Ozenfant, Raymond Duchamp-Villon, Max Ernst, Piet Mondrian, Max Bill, Sophie Taeuber Arp oder Lázlo Moholy-Nagy mit mathematischen Demonstrationsmodellen oder durch kunsttheoretische Traktate wie beispielsweise Hans Vredeman de Vries Abhandlung zur Perspektive von 1604 oder Albrecht Dürers Kupferstich „Melencolia I“ (1514) einen weitläufigen Bogen spannt.
Die Konstruktion nichteuklidischer Geometrien sowie das Konzept der gekrümmten Räume in Albert Einsteins Relativitätstheorie ließen den zentralperspektivisch organisierten Bildraum anfangs des 20. Jahrhunderts allerdings als hinfälligen Anachronismus erscheinen. Um sich laut Co-Kuratorin Gabriele Werner den Zahlen in den Arbeiten der Künstler der Moderne zu nähern, gibt es zwei Wege: Entweder man verlängert ihre Bedeutung vergleichbar einer neuplatonischen Einheitslektüre von Dürers „Melencolia I“ ins Mystische, Magische…