Gemeinschaftsarbeiten von SPUR
Seit sich der Künstler von gesellschaftlichen Abhängigkeiten gelöst hat und für den freien Markt arbeitet, ist sein Status ein individualistischer und sein Werk weitgehend autonom. Seitdem haben sich – gleichsam als Gegentendenz und aus unterschiedlichen Gründen – Künstler immer wieder zusammengeschlossen und verbündet, und eine Geschichte der Moderne wäre ohne Gruppen-Geschichten undenkbar. Das von Nina Zimmer verfasste Buch “SPUR und andere Künstlergruppen”, hervorgegangen aus ihrer Dissertation, stellt eine dieser Gruppen ins Zentrum ihrer Untersuchung. Es ist die für die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts bedeutsame deutsche Gruppe SPUR, die zwischen 1957 und 1966 im Wesentlichen aus vier Mitgliedern bestand, den Malern Heimrad Prem, Helmut Sturm und HP Zimmer sowie dem Bildhauer Lothar Fischer. Doch bildet die Vereinigung als solche nur den Rahmen für das eigentliche Thema, die Gemeinschaftsarbeit als wesentlicher Teil der Gruppenaktivitäten.
Am Ende des Buches resümiert Nolte: “Die Gemeinschaftsarbeit der 60er Jahre steht im Schnittpunkt verschiedener künstlerischer Entwicklungen der 60er Jahre und verbindet Positionen, die zwar von den jeweiligen Formen unterschiedlicher nicht sein könnten, aber künstlerideologische Gemeinsamkeiten teilen, wie den Wunsch einer Überwindung des Informel, die Ablehnung eines Geniekünstlerschemas, eine Orientierung an der politischen Linken, ein erweitertes Verständnis von künstlerischer Kreativität und eine Vorliebe für Formen des Spiels.” (S.325). Um zu diesem Fazit zu gelangen, unternimmt die Autorin eine breit angelegte Untersuchung des Themas Gemeinschaftsarbeit, das bisher von der Kunstwissenschaft wenig und vor allem kaum in einem Traditionszusammenhang analysiert wurde.
Nolte stellt im ersten Teil ihres Buches die historischen, zu Beginn des 19. Jahrhunderts einsetzenden Voraussetzungen vor. Dazu…