Stuttgart
Gego
Die Architektur einer Künstlerin
Kunstmuseum Stuttgart 19.02.–10.07.2022
von Uta M. Reindl
Gego ist ohne Bauhaus und die lateinamerikanische Moderne kaum denkbar. Die 1912 als Gertrud Louise Goldschmidt geborene Jüdin hatte die Einflüsse der Bauhausästhetik in ihren Stuttgarter Lehrjahren hin zur Architektin aufgesogen und fand sodann zur bildenden Kunst in Venezuela, wo sie nach ihrer Flucht 1939 eine neue Heimat fand und 1994 starb. Gego gehört – das sei kurz erwähnt – neben Grete Stern, Mira Schendel zu den bedeutenden Protagonistinnen des künstlerischen Nomadentum aus Europa nach Lateinamerika. Dort reflektierte bereits ab Mitte der 30er Jahre die abstrakt-geometrische Kunst insbesondere im metropolitanen Milieu die aufkeimende Modernisierung, vielmehr die Urbanisierung Lateinamerikas, boten alternative Formen einen kulturellen Zusammenhalt.
Der Rekonstruktion dieser ungewöhnlichen Künstlerinnenlaufbahn hat sich nun seit drei Jahren ein Forschungsprojekt von der Universität Stuttgart und dem Kunstmuseum Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Wüstenrot Stiftung gewidmet. Auf der Grundlage einer Recherchereise nach Lateinamerika zu den Archiven mit Gegos Nachlass hat Stefanie Reisinger – auch gemeinsam mit Stuttgarter Studierenden – unter dem programmatischen Untertitel den Parcour „Die Architektur einer Künstlerin“ gestaltet – über Gegos künstlerische Entwicklungsgeschichte unter dem frühen Einfluss von „starken“ Lehrer bis hin zu Rolle der Künstlerin als „starke“ Lehrerin in Venezuela.
Zur Vorgeschichte der Ausstellung sowie des Forschungsprojektes gehört, dass das Stuttgarter Kunstmuseum 2017 von der Fundación Gego in Caracas eine Dauerleihgabe mit 100 Werken der Künstlerin erhielt. Anlass war deren biografische Verbindung zu Stuttgart, auch spielte die Wanderausstellung „Gego. Line as Object“ (2013 / 2014) vermutlich eine Rolle, die aus der Hamburger Kunsthalle…