Claudia Wahjudi
Geburtstag mit Hindernissen
300 Jahre Hochschule der Künste und die neue Berliner Wissenschaftspolitik
Dreihundert Jahre, das ist ganz ordentlich: Zusammen mit der Akademie feierte die Hochschule der Künste (HdK) in diesem Sommer die gemeinsame Geschichte, und für diesen Anlaß hatte man sich allerhand einfallen lassen. Im Akademiehaus-West war die kulturhistorische Leistungsschau beider Institutionen zu sehen und im Hauptgebäude der HdK Skulpturen unter dem Motto “Akademie – Akademie”. Bei den Kunsterziehern stellten unter anderem Dieter Appelt, Georg Baselitz und Wolfgang Petrick aus, es gab ein Symposium zur seltsamen Frage “Wozu Kunsthochschulen?”, die Studierenden öffneten ihre Werkstätten und spielten Shakespeare, und bei leichtem Regen fand ein Gartenfest statt.
Die Freude war trotzdem verhalten – das Jubiläumsjahr hat der HdK einiges abverlangt. Präsident Olaf Schwencke war abgewählt worden; ihm folgte der Kunsthistoriker und Ex-“Vorwärts”-, Ex-WDR-Redakteur Lothar Romain. Erster Vize wurde Architektur-Dekan Peter Beyerer, nicht zuletzt, weil sein Fachbereich noch zu Schwenckes Zeiten maßgeblich jene Strukturreform angeregt hatte, nach der sich die HdK ab Oktober neu gliedert: Die elf Fachbereiche sind zu vier Kernbereichen – Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst – zusammengelegt worden; den Wurmfortsatz bilden die auslaufenden Studiengänge Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften sowie Druck. Mit dieser Umgestaltung, deren Folgen für das Curriculum auch die HdK noch nicht kennt, will die kuratorial verwaltete Hochschule bis 1999 die Sparvorgabe von 7,3 Millionen Mark (davon 5,84 Millionen Personalmittel) erfüllen, die seit dem neuen Haushaltsstrukturgesetz vom März ins Haus steht. 59 Stellen sollen in Forschung, Lehre und Verwaltung fortfallen, außerdem wohl mehr als 900 Studienplätze, ein knappes…