DANIEL SOUTIF:
»Gebt mir ein bisschen Zeit, schnell!«
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Daniel Soutif, 1946 in Paris geboren, studierte Philosophie und war von 1972 bis 1993 am Lycée Mansart in St.-Cyr als Lehrer tätig. Ständiger Mitarbeiter der Zeitschrift Jazz Magazine, Kunstkritiker der Zeitschrift Libération und von 1984 bis 1988 Produzent der wöchentlichen Sendung Parigi espresso für Radio Tre (Rai). Er schrieb außerdem für Artforum. Dann, von 1987 bis 1991, Chefredakteur der Cahiers du Musée national d` art moderne, und schließlich, seit März 1993 Direktor der Abteilung für kulturelle Entwicklung am Centre Georges Pompidou, für das er die multidisziplinäre Ausstellung Le temps, vite kuratierte. In seinem Pariser Büro sprach mit ihm Heinz-Norbert Jocks über die Zeit und darüber, wie sie zur Ausstellung wird.
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Die Fragmentierung der Zeit
Heinz-Norbert Jocks: Was ist die Grundidee Ihrer Ausstellung Le temps, vite im Centre Pompidou?
Daniel Soutif: Zunächst einmal handelt es sich um eine multidisziplinäre Ausstellung sowohl von Kunstwerken als auch von technischen Objekten aus den verschiedensten Epochen. Dabei spielt Musik, da sie ja eine Kunst der Zeit ist, eine nicht unwesentliche Rolle, und so nimmt auch der deutsche, von der IRCAM eingeladene Komponist Heiner Goebbels daran teil. Übrigens war IRCAM sehr stark in die Ausstellungskonzeption involviert. In erster Linie suchten wir für die Ausstellung nach einem Thema, das dem Centre Pompidou erlaubt, an seiner Tradition der großen interdisziplinären Ausstellungen anzuknüpfen. Um die Frage noch einmal anders zu beantworten: Den Anlass für unser Projekt lieferte die zu Jahresbeginn erfolgte Wiedereröffnung unseres Hauses. Wie Sie wissen, hatten wir hier über…